Ein Polizeibesuch auf 5.100 m

Nachdem wir nun schon mehrere Nächte auf über 4.000 m verbracht hatten, wollten wir diese gute Ausgangslage nützen, um noch einen Berg zu besteigen. Als nächstgelegenen Berg entschieden wir uns den 6000er Vulkan Guallatiri anzusteuern. Auf dem Anreiseweg nächtigten wir noch bei einer alten Aymara-Frau, die uns Carlos in einen runden Steinkorall parken ließ. Als wir uns um 8.00 Uhr schön langsam aus den feinen, kuscheligen Schlafsäcken wagten, zerlegte die Frau mit einem bolivianischen Gehilfen gerade ein frisch geschlachtetes Alpaka vor ihrem Haus. Nachdem der erste Schrecken überwunden war, gingen wir trotzdem zu der Einheimischen, die hier alleine von ihren Alpakas lebte. Das Fleisch des Tieres sollte im nächsten größeren Ort verkauft werden. Aus der feinen Naturwolle ihrer Tiere strickte die Frau Socken, von denen wir sogleich zwei Paar erwarben. Nach dieser schönen Begegnung wagten wir uns weiter auf der 4×4 Strecke Richtung Base-Camp des Berges. Auf 4.900 m stoppten wir und gingen zu Fuß weiter um die äußerst sandige Straße auf Carlos-Passierbarkeit zu erkunden. Wir staunten nicht schlecht, als Martin plötzlich am Ende der Straße zwei Zelte erblickte. Schnellentschlossen steuerten wir darauf zu und trafen bald ein Österreichisch-Deutsch-Schweizerisches Team, das mit zwei Guides hier war. Wir freuten uns Leute zu treffen und seit langen wieder einmal mit einem anderen Ösi zu quatschen. Der Bergführer der Gruppe erklärte uns noch wo die Route verlief und redete uns zu mit Carlos die Auffahrt zu versuchen. Mit der Sicherheit, dass sich noch ein anderes Auto in unserer Nähe befand eilten wir zu Carlos und kurz darauf kämpfte sich unser (altes) Auto tapfer über die sandige Piste auf 5.100 m. Bei einem weiteren Gespräch mit der Gruppe fragte uns der Bergführer ob wir ein Permit, das für den Aufstieg nötig war, hätten. Natürlich hatten wir dieses nicht – wir wussten nicht einmal, dass so etwas von Nöten war. Wir ließen uns davon jedoch nicht abschrecken und wollten trotzdem den Gipfel versuchen. Schließlich wäre so ein Dokument erst in der nächsten größeren Stadt, zahlreiche Fahrstunden und Höhenmeter entfernt, zu organisieren gewesen. Die Gruppe gab uns noch von ihrem übrigen Trinkwasser ab, bevor sie die Talfahrt starteten.
Wir kochten gerade mühselig Nudeln, was auf dieser Höhe nicht mehr ganz so einfach und so schnell wie zu Hause geht, als auf einmal kurz vor Einbruch der Dunkelheit ein Polizeiauto bei uns auftauchte. Streng befragte uns einer der Polizisten ob wir die nötige Befugnis besäßen und erklärte uns, dass wir nicht weiter aufsteigen dürften. Um dem ganzen Nachdruck zu verleihen, drohte er uns sogar mit einer Klage beim Außenministerium. Während wir versprachen nur die Nacht hier zu verbringen und am nächsten Morgen weiterzufahren, schießen die anderen beiden Polizisten etliche Fotos in der schönen Abendstimmung. Für uns war es unverständlich, dass uns der Bergführer bei der Polizei verpetzt hatte und, dass diese noch dazu die lange und schlechte Anfahrt von etwa 1,5 – 2 h von der Polizeistation auf sich genommen hatten. Umso mehr wunderten wir uns noch als die Polizisten mit Blaulicht davon fuhren. Die Rückfahrt in der Dunkelheit hätten wir nicht gewagt. So ärgerten wir uns so richtig auf dieser Höhe zu sein und fürchteten uns schon vor der Rückfahrt über die schlechte Piste. Nur 900 Hm hätten uns von dem Berg getrennt – es sollte wohl nicht sein.
Nach einer eher schlaflosen Nacht in dieser hohen Höhe (wir wussten nicht ob der Ärger über die Polizei und den Guide oder die Angst vor der Rückfahrt oder doch die Höhe schuld daran war) traten wir die Rückreise an und steuerten den touristisch, erschlossenen Ort Putre an. Nach kurzer Recherche im Internet beschlossen wir noch am selben Tag die Weiterreise nach Bolivien anzutreten. Die Polizei hatte uns so richtig die Lust an Chile verdorben und da wir hofften Tobi und Kerstin in La Paz noch einmal zu treffen, fiel uns die Entscheidung nicht schwer. In der Abenddämmerung rollten wir über die Grenze nach Bolivien.

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Die einsame Überquerung des chilenischen Altiplanos

Über eine gute Asphaltstraße ging es zunächst kontinuierlich steigend in die Höhe. Bereits zum Mittagessen befanden wir uns auf über 4.000 m, was uns ganz schön außer Atem brachte. Kurz vor der Grenze zu Bolivien zweigten wir in eine einsame Schotterstraße ab, die zu den Geysiren Puchuldiza führte. Im Gegensatz zu den “El Tatio” – Geysiren konnten wir hier eine etwa 5-7 Meter hohe, kontinuierliche Wasserfontäne aus dem Boden schießen sehen. Im entstehenden Sprühregen bildete sich ein wunderschöner Regenbogen. Auch an zahlreichen anderen Stellen blubberte, rauchte oder schoss Wasser in die Höhe. Aufgrund des eisigen Windes, der auf dem Geysirfeld herrschte, entschieden wir uns noch ein Stück weiterzufahren und einen ruhigeren und vor allem wärmeren Stellplatz zu finden.

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In dem kleinen Dörfchen Mauque wurden wir fündig und parkten uns direkt vor die Kirche. Noch vor der nahenden Nacht füllte Martin Diesel aus dem neuen Kanister (mit Ausgießer und Entlüftungsschraube) verlustfrei (!!!) nach und mengte etwas Anti-Gefrier-Dieselzusatz bei. In Südamerika wird angeblich kein wintertauglicher Diesel verkauft und so muss man selber dem Gefrieren vorsorgen.
Am nächsten Morgen kämpfte sich Carlos weiter über die teilweise sehr sandigen Pisten und einige heikle Furten. Ein 4×4 Antrieb wurde für diese Strecke mehrfach in der Reiseliteratur empfohlen. Doch neben den fahrtechnischen Herausforderungen stellte sich die Orientierung auf dem einsamen Altiplano als schwierig heraus. Nur etwa ein Auto pro Tag begegnete uns auf unserer einsamen Route. Nach unserer bisher kältesten Nacht (im Auto -4°C bei Morgensonne) wollten wir rasch ein paar Kilometer hinter uns bringen, um das Auto aufzuwärmen und gemütlich Frühstücken zu können. Wir staunten nicht schlecht, als plötzlich nach einer Furt die Bremsen nicht mehr funktionierten – sie waren sofort beim Kontakt mit dem (Eis)-Wasser eingefroren. Gottseidank befanden wir uns auf einem relativ ebenen Abschnitt.
Als nächstes Ziel lag der Salar de Surire auf unserer Strecke. Neben einem heißen Natur-Thermenbecken bot sich der große Salzsee als idealer Beobachtungsort für Flamingos an. Drei verschiedene Arten, dieser edlen Tiere leben hier.

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Iquique

Gleich bei der Ankunft in Iquique entdeckten wir die große Mercedes-Werkstatt der Firma Kaufmann, die auch den Hauptgrund für unseren städtischen Besuch darstellte. Leider waren die gewünschten Ersatzteile noch nicht (wie gehofft) bestellt worden, jedoch sollten sie bereits am nächsten Tag verfügbar sein. So machten wir uns erstmal auf eine kurze Erkundungstour durch die angeblich schönste Stadt Chiles. Riesige Wolkenkratzer neben vielen kleinen bunten Häuschen und die Sanddüne im Hintergrund gaben der Stadt ein ganz eigenes Flair. Am Strand wuchsen Palmen und ein paar vereinzelte Surfer wagten sich in die Wellen vor der Stadt. Am Nachmittag ging es weiter in die Freihandelszone, wo wir uns mit kleinen Gaskartuschen und zwei neuen, metallenen Dieselkanistern eindeckten. Da wir nicht recht wussten, wo wir den Abend in der Stadt verbringen sollten, parkten wir uns kurzerhand neben ein fünf Sterne Hotel und fühlten uns beobachtet von einer Überwachungskamera und dem nahen Hotelpersonal sicher.
Mitten in der Nacht wurden wir von einem seltsamen Geräusch, das wie ein Hantieren von außen an unserem Carlos klang, munter. Das schlimmste befürchtend wagten wir einen Blick ins Fahrerhaus, das durch einen Vorhang blickdicht abgetrennt ist. Ein Kätzchen kletterte auf Carlos herum und erzeugte dabei seltsame Geräusche.
Nach dieser eher unruhigen Nacht deckten wir uns noch ordentlich mit Essensvorräten für die kommende Zeit im Altiplano ein und konnten problemlos die gewünschten Ersatzteile für Carlos, einen neuen Luftfilter und einen Reserve- Keilriemen, abholen. Wie auch bei unseren bisherigen Stadtbesuchen waren wir froh unsere Erledigungen abgeschlossen zu haben und schon kurz darauf kletterte Carlos die Straße hinter der Stadt hinauf. Die Nacht verbrachten wir direkt bei dem “Gigante de Atacama”, dem größten chilenischen Geoglyphen und genossen frischen Fisch zum Abendessen.

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Calama

Unser Weiterweg führte uns durch die in der Wüste gelegene Minenstadt Calama. Wir ließen das Frühstück an diesem Tag aus um rechtzeitig beim PR-Büro der Betreibergesellschaft einzutreffen, um noch zwei Plätze für eine Besichtigungstour zu erhalten. Doch die Stadt schien wie ausgestorben. Mehrfach erhielten wir die Auskunft, dass es an diesem Tag keine Touren geben würde, doch warum dies so sei konnten wir nicht verstehen. Wir wollten dies jedoch nicht wahr haben und suchten die städtische Touristeninformation auf. Doch als auch diese (nach einer Stunde Wartezeit) nicht öffnete nahmen wir endlich die Tatsache in Kauf, dass es sich wohl um irgendeinen besonderen Tag handeln müsste. Schließlich wurden wir im Reiseführer bei der Auflistung der chilenischen Feiertage fündig – an diesem Tag hatten wohl vor vielen Jahren die Chilenen eine wichtige Seeschlacht vor Iquique gewonnen – nun war die Rätselslösung gefunden. Da wir jedoch keine Sicherheit hatten, am nächsten Tag die Minen besichtigen zu können, machten wir uns auf den Weiterweg Richtung Küste. Die Straße führte uns durch menschenleere Wüstenlandschaften und nach einem kurzen, kurvigen Abschnitt durch die ebenfalls staubige Küstenkordillere erblickten wir plötzlich den Pazifik, als wir die kleine Stadt Tocopilla erreichten. Tocopilla zeigte sich für uns als heruntergekommene hässliche Hafenstadt, die noch zusätzlich über ein großes Kraftwerk verfügte. Nicht einmal ein Kaffeehaus oder ein einladendes Restaurant ließ sich finden und so verließen wir schnellstmöglich wieder die Stadt und entschieden uns auf der Küstenstraße weiter Richtung Iquique zu fahren.
Wir fanden einen versteckten Stellplatz direkt am Meer.
Die Wellen rollten meterhoch auf die Felsenküste zu. Bei einem Erkundungsspaziergang beobachtete Martin zahlreiche Krabben, von denen er am liebsten eine gefangen hätte. Unzählige Seeigel, Seesterne, Vögel und sogar Robben zeugten vom Artenreichtum der Tierwelt des Pazifiks.

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Geysire in Chile

Nachdem wir nachmittags in San Pedro Carlos noch mit Diesel und Wasser vollgetankt hatten und die frisch gewaschene Wäsche abgeholt hatten, machten wir uns auf den Weg Richtung “El Tatio” – Geysire und nächtigen auf nicht ganz halber höhe (ca. 3.000 m). Über viel Wellblech ging es am nächsten Tag weitere 1.500 Hm nach oben. Auf dem Weg Richtung “El Tatio” machten wir noch einen sehr lohnenswerten Abstecher zum Geysir Blanco. Carlos musste dafür zwei Schranken umfahren und sich auf einer äußerst schlechten Piste bis auf 4.500 m hoch kämpfen. Wir freuten uns umso mehr Vicunas, Viszachas und den brodelnden Geysir in völliger Einsamkeit beobachten zu können.

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Vor Einbruch der Dunkelheit fuhren wir noch zum “El Tatio” und besorgten uns auch noch die (Studenten)- Tickets für den nächsten Tag. Bei einer abendlichen Erkundungsfahrt durch das Geysirfeld genoss Martin noch ein warmes Bad in einer Geysirquelle. Am nächsten Morgen läutete der Wecker bereits kurz vor 6.00 Uhr, das Thermometer zeigte im Auto – 3°C und im Freien – 12°C. Nach dem Eiskratzen der Windschutzscheibe waren wir fast verwundert, dass Carlos wenn auch stotternd ansprang. Immerhin waren wir die ersten auf dem eindrucksvollen Geysirfeld. Überall dampfte und brodelte es in der Morgendämmerung. Es dauerte nicht lange bis unzählige Touristenbusse eintrafen, um auch das Naturspektakel zu beobachten. Der Aufseher erzählte uns, dass täglich etwa 200-300 Menschen das weltweit drittgrößte Geysirfeld besuchten und am Wochenende sollen es sogar 600-700 Menschen sein.
Doch nach einem ausgiebigen Frühstück mit frischen Pancakes waren auch schon wieder alle Touristen verschwunden und wir machten uns auf den Weg zu einem “Akklimatisationsgang” auf einen nahegelegenen Gipfel mit einer wunderschönen Aussicht. Bevor wir wieder weiterfuhren genossen wir noch ein einsames warmes Bad und beobachteten Vicunas.

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San Pedro de Atacama

Bei der Fahrt vom Paso de Jama nach San Pedro de Atacama stellte nicht wie gewohnt die Grenze die höchste Erhebung dar, sondern es folgte auf der chilenischen Seite ein Hochplateau, das noch auf etwa 4.800 m anstieg. Die traumhafte Landschaft, mit zahlreichen kleinen Seen und vereisten Flüssen und die ersten Vicunas, entschädigten für die leichten Kopfschmerzen aufgrund der ungewohnten Höhe. Die Straße wandte sich immer wieder über kleine Pässchen. Umso größer war die Erleichterung, als die Straße endlich strichgerade Richtung San Pedro hinunter fiel.
Wir nächtigten auf ca. 3.000 m und genossen eine tolle Abendstimmung mit Ausblick auf die Atacamawüste und den Vulkan Licancabur, direkt an der bolivianischen Grenze.
Am nächsten Morgen passierten wir erst direkt vor San Pedro de Atacama die chilenische Grenzkontrolle und schafften es wieder ohne jegliche Verluste von Essensvorräten durch die Obst- und Gemüsekontrolle. Lediglich unsere Müllsäcke wurden konfisziert und zur Verbrennung freigegeben.
Wieder zurück in touristischer Zivilisation wollten wir uns wieder einmal über Internet mit dem Rest der Welt in Verbindung setzten. Doch die kleine Wüstenoase San Pedro zeigte sich für uns orientierungstechnisch herausfordernd und so parkten wir Carlos schlussendlich außerhalb des kleinen Zentrums und erkundigten zu Fuß die nähere Umgebung. Gestärkt mit Kuchen, Kaffee und Wifi gaben wir noch schnell unsere Schmutzwäsche ab und machten uns auf den Weg in das berühmte “Valle de la Luna”. Die einzigartige Mondlandschaft, die sich bei Sonnenuntergang von seiner schönsten Seite präsentiert, enttäuschte uns und zahlreiche andere Touristen nicht. Da man im “Valle de la Luna” nicht kampieren darf, fuhren wir noch ins nahe gelegene “Valle del muerte” und verbrachten dort eine sehr ruhige Nacht. Der nächste Tag sollte im Zeichen der Kultivierung der Männer stehen: Carlos erhielt eine dringend nötige Innenraumreinigung, etwas neue Kühlflüssigkeit für tiefe Temperaturen im Hochland und die provisorische Installation einer UV-Lampe, die unser Trinkwasser keimfrei machen soll. Martin bekam bei angenehm, warmen Temperaturen einen neuen Haarschnitt im Freien.

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Über den Paso de Jama nach Chile

Bereits bald nach San Salvador de Jujuy in Argentinien stieg die Straße wieder in die uns bekannte karge, jedoch wunderschöne Landschaft mit riesengroßen Kandelaberkakteen an. Carlos kletterte tapfer unzählige Serpentinen durch die Cuesta de Lipán und kurz vor Sonnenuntergang suchten wir uns einen Schlafplatz direkt bei den “Salinas Grandes”, einem der größten Salzseen Argentiniens auf etwa 3.500 m. Bei einem kleinem, jedoch aufgrund der ungewohnten Höhe sehr anstrengenden Spaziergang beobachteten wir die vollbeladenen Salzlastwagen auf ihrem Rückweg in der Dämmerung und genossen dabei die unglaubliche Abendstimmung.
Nach einer kalten Nacht kletterten wir frühmorgens aus den Schlafsäcken und wollten uns sogleich warmen Tee kochen. Doch die Wasserpumpe des großen Wassertanks unter dem Auto funktionierte nicht – die Leitungen waren eingefroren. Gottseidank haben wir noch einen zweiten, kleinen Tank im Auto, der uns Wasser spendete. Doch als wir weiterfahren wollten, erwartete uns schon die zweite böse Überraschung. Carlos wollte nicht wegfahren – die Handbremse war angefroren, was wohl bei morgendlichen -7°C kein Wunder war. Nach ein bisschen vorsichtigem revanchieren lockerte sich die Bremse allmählich und Carlos tuckerte mit qualmenden Auspuff weiter Richtung Grenze. Auch ihm fehlte es scheinbar an Sauerstoff. Unsere Mittagspause verbrachten wir bereits auf über 4.000 m bei einem Flamingosee. Kurz darauf passierten wir die argentinische Grenzstation und wir folgten dem Altiplano bis auf eine Höhe von 4800 m.

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Chile, Provinz La Araucaria – Nationalpark Conguillo & Vulkan Lonquimay

Da der Wetterbericht noch einige schöne Tage voraussagte, machten wir uns noch einmal auf den Weg in das herbstliche Chile. Die Strecke führte uns zurück über den Tromenpass.
Nachdem wir unsere Obst- und Gemüsevorräte noch kurz vor der Grenze verkocht hatten, schafften wir dieses mal den Grenzübertritt nach Chile sogar ohne Einbußen (lediglich die obligatorische halbe Zitrone ließen wir uns entwenden) und standen kurz darauf wieder auf chilenischem Boden. Um noch einmal den Ausblick auf den Vulkan Lanín genießen zu können, verbrachten wir die Nacht auf dem Pass bei einer Lagune unter riesengroßen Araukarien, die in der sternenklaren Nacht im Wind rauschten.
Am nächsten Morgen ging es nach Curarrehue, dem uns bereits bekannten Mapucheort, wo wir uns auch wieder mit den wichtigsten frischen Lebensmitteln (Salat, Obst, Gemüse und Brot) eindeckten. Auf Anraten von Paul und Silvia, die wir in Argentinien getroffen hatten, sollte uns eine schmale Schotter- bzw. Erdpiste zum Nationalpark Conguillio führen. Sehr einfache Mapuchesiedlungen, rauschende glasklare Bäche und natürlich Araukarien zwischen herbstlich verfärbten Bäumen und unzähligen Hagebuttensträuchern machten die Fahrt zu einem tollen Naturerlebnis. Nach diesem schönen Fahrtag nächtigten wir im Flussdelta bei der Laguna Caburgua. Ein wunderschöner Schäferhund machte es sich für die Nacht zur Aufgabe uns zu bewachen. Als er am Morgen noch immer vor unserem Carlos wachte, fiel es uns fast schwer, den Vierbeiner zurückzulassen. Ohne zu zögern sprang er vor unserer Abfahrt mit den Vorderpfoten auf das offene Beifahrerfenster und versuchte uns mit einem treuherzigen Hundeblick zu überreden ihn doch mitzunehmen. Mit schlechtem Gewissen fuhren wir weiter, obwohl uns der Hund sogar noch durch eine Furt folgte.

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Im Nationalpark Conguillio in Chile wechselte sich die Landschaft und der aktive Vulkan Llaima mit seinen riesengroßen Lavaströmen prägte das Bild, das sich uns präsentierte. Laut Auskunft der Parkranger, sei derzeit eine Besteigung aufgrund der Vulkanaktivität zu gefährlich.
Auf dem Weg durch den Nationalpark zweigte eine kleine Piste Richtung Laguna Verde ab, der wir folgten. Der halbausgetrocknete See in dem sich ein versunkener, toter Wald befand und seine ausgetrockneten seichteren Uferbereiche bildeten eine wilde jedoch auch unglaublich schöne Stimmung mit Blick auf Araukarienwälder und die Gletscher der Sierra Nevada im Hintergrund. Da Martin leicht kränkelte beschlossen wir einen Ruhetag einzulegen und verbrachten die Nacht auf schwarzer Vulkanasche.

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In den nächsten Tagen wanderten wir zur Araukaria Madre (Araukarie Mutter) die 1800 Jahre alt sein soll und 2,1 m dick ist und ein Stück Richtung Sierra Nevada im flechtenverhangenen Araukarienmischwald. Da sich die Temperaturen in der Nacht bereits Richtung 0°C bewegten und wir auch zu den letzten Besuchern des Parks zählten, machten wir uns wieder auf den Weiterweg Richtung Norden und hofften auf wärmere Temperaturen um Martins Erkältung auszukurieren. Bevor es jedoch wieder nach Argentinien gehen sollte, wollten wir noch einen Abstecher zum Naturreservat Nalcas mit dem Vulkan Lonquimay machen. Durch ein Meer von schwarzem Vulkanmaterial strebte eine ebenso schwarze und schmale Piste auf einen kleinen Pass von dem man gute Ausblicke sowohl auf den Cráter Navidad (Krater Weihnachten – Zu Weihnachten 1988 spuckte der Lonquimay das letzte Mal aus diesem Krater) und seinen großen Bruder (den Vulkan Lonquimay) hatte, jedoch auch wunderschön die langen tiefschwarzen Lavaströme verfolgen konnte. Abends beobachteten wir noch Rauchwölkchen aus dem Cráter Navidad in die sternenklaren Nacht steigen. Der Plan am nächsten Morgen im Finsteren auf einen kleinen Hügel neben unserem Schlafplatz zu gehen und den Sonnenaufgang zu bestaunen, wurde leider von einem Wolkenmeer, das dem vorausgesagten Schlechtwettereinbruch vorauseilte, durchbrochen. Nichtsdestotrotz freuten wir uns am Abend zuvor noch so ein Glück mit dem Wetter gehabt zu haben und fuhren ohne Sonnenaufgang und ohne Wanderung weiter Richtung Argentinien. Die Grenze passierten wir bereits in dichten Nebelschwaden, so dass wir uns kein Bild von der uns umgebenden Landschaft machen konnten. Kurz darauf setzte auch schon Nieselregen ein und so viel uns der Abschied aus dieser wunderschönen Region mit den tollsten Herbstwäldern, die wir je gesehen hatten und den schwarzen Vulkanriesen leichter.

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Chile – Besuch von zuhause

Nachdem Martins Schwester für etwa 2 Wochen auf Besuch ist übernimmt sie die Aufgabe der Reise-Berichterstattung. Es folgt ein literarischer Eindruck der Südamerikatouristin erster Stunde:

Bariloche… die Schokoladen und Touristenhochburg:

Nach 24h Busfahrt von Buenos Aires nach San Carlos des Barriloche und etlichen qualitativ minderwertigen Filmen hatte ich es geschafft hatte, Martin und Anna in einem pittoresk-süddeutsch/österreichisch angehauchten Lokal am 31.3 um 15h zu treffen. Dies wurde sogleich mit einem kühlen Bierchen und Eis und Schokolade gefeiert.
Nach einem ausgiebigen Schokoladenkauf und -schmaus im für diesen Ort sehr bezeichnenden Schokoladengeschäft “Turista” widmeten wir uns den Annehmlichkeiten, die der hübsche Campingplatz mit Seeblick zu bieten hatte: Duschen, Wäsche waschen und Süsskartoffel und Steak grillen. Der Sonnenuntergang war als beinahe kitschig einzustufen. Weiter gings am nächsten Tag Richtung Villa Angostura, wo wir unterwegs zufällig Tobi und Kerstin (toke2sa.wordpress.com) über den Weg fuhren, die uns mit den neuesten Reise-news aus Chile versorgten. Anna führte mich bei einer kurzen Wanderung in die Flora und Fauna des kalten Regenwaldes ein, während Martin ziemlich erfolglos versuchte, unser Abendessen um einen Fisch zu bereichern. Nach dem Versuch, dem alternden,überkorrekten Herr von der Zollkontrolle weis zu machen, dass wir weder des Spanischen noch des Englischen mächtig seien, und überhaupt nicht sehr mit den Zollvorschriften vertraut (keine Milchprodukte, Obst, Gemüse, Trockenfrüchte etc.), mussten wir nach vielem Ärgern einsehen, dass das Gemüse nicht mehr zu retten war, dass er aus den Untiefen des Carlos hervorgezogen hatte. “This is problem!” im wahrsten Sinne des Wortes. In einem kurzen Moment der Unkonzentriertheit seinerseits, konnten wir zumindestens den Käse und ein Päckchen Rosinen hinter den Autositz außer Sichtweite werfen. Den als Marmelade getarnter Honig und den Kürbis im Kochtopf hatte selbst sein geschultes Auge übersehen.
In den Thermen der Aguas Calientes wurden wir bei 42°C warmem Wasser für unsre Geduld mit dem korrekten Zollpersonal belohnt und genossen den Luxus, baden zu können(= Duschersatz deluxe). Während Martin Carlos mit einem neuen Wechselrichter ausstattete, erklommen Anna und ich eine Anhöhe des Peyuhue Nationalparks.

Osorno

Unser Weg führte – mit kleinen Umwegen mangels detaillierter Karten – weiter durch eine mit vereinzelten Kuhherden, hübschen Seen und fast symmetrischen Vulkankegeln gespickte Landschaft zum Vulkan Osorno (2652m). Nach einigen Stops zum Brombeersammeln machten wir eine kurze Wanderung um den vergletscherten Vulkan von nächster Nähe bewundern zu können. In Puerto Varas gönnten wir uns eine Auswahl an Schokolade- und anderen Kuchen – Martin ein Steak-Sandwich der mayonnaisetriefenden Sorte.

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Chiloe

Mit der Fähre ging es auf die Insel Chiloè. Unseren Schlafplatz fanden wir auf der Insel Chiloè in der Nähe von Ancud am pazifischen Ozean. Am darauffolgenden Morgen besichtigten wir das Städtchen und hatten das große Glück, einem Fischerboot beim Ausladen der ca. 1m langen Fische zusehen zu können. Die Fischer luden uns ein, auf das Boot zu kommen, erklärten uns das Leben auf See und zeigten uns ihre Schlafkabine. Seitdem wissen wir, das Carlos gegen die 3x3m-Kajüte für 8 seit längerem nicht mehr gewaschene Fischer, allergrößten Komfort bietet. Martin war daraufhin mutig genug, Austern und Krabbentiere zu probieren – und lebt noch immer. Vorbei an bunt bemalten Schindelhäusern gings zu den für die Region einzigartigen Holzschindelkirchen. Außerdem zu Marions Cafe Aleman, wo wir deutschsprachig erzeugte Kuchen bewundern durften und einen ausgezeichneten Cafe tranken.
Auf Grund des anhaltenden Regens, beschlossen wir, einen Fahrtag einzulegen und wieder Richtung Norden zu ziehen.
Auf der Suche nach einem Schlafplatz zwischen Puerto Octay und Osorno in von äußerster Landwirtschaft geprägter Umgebung ordnete uns ein Bauer paraguyanischer Staatszugehörigkeit zu (vermutlich hatte er Schwierigkeiten Österreich irgendeinem Kontinent zuzuordnen) und war sehr verwundert, uns inmitten der Kuhlandwirtschaft zu finden.
Aufgrund von regnerischen,herbstlichen Gefühlen begab sich das weibliche Bordpersonal an die Handarbeit und es wurde winterlicher Glühwein mit exzellentem Packerlrotwein unserer argentinischen Lieblingsweinsorte Malbec serviert. Der Regen hörte nicht auf und so konnten auch wir nicht aufhören uns die besten Tropfen schmecken zu lassen…das Kopfweh am nächsten Morgen war zwar beachtenswert, aber der Besuch des Karfreitagsmarktes in Osorno mit unzähligen Bergen von billigem Qualitätsgemüse und -obst entschädigte uns alle.

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Pucon

In Pucon angekommen, trafen wir auch gleich wieder auf Tobias und Kerstin, die es sich am Hafen bequem gemacht hatten, und wir bezogen am Parkplatz neben ihnen Stellung. Angesichts der eher betrüblichen Wetterlage am nächsten Morgen entschlossen wir uns, die nahe gelegene Therme Menetue aufzusuchen, und uns wieder mal so richtig im Warmwasser zu suhlen. Obwohl es ziemlich beständig nieselte, machte ich mich auf eine kurze Waldwanderung durch Bambusdickicht und regenrauschendes Urwaldgewächs auf, und konnte ein Exemplar der chilenischen Nationalblume mit “nach Hause” bringen – das “Zuhause” war schon von vielfältigen kulinarischen Düften erfüllt: die obligatorische Osterpinze wurde von Anna in einer kreativen Konstruktion aus einem kleinen Topf, der auf Steinen stehend im Wasserbad eines größeren Topfes erhitzt wurde, hergestellt. Dem Internet sei Dank: Färbehinweise für Ostereier mit Naturfarben gibts dort en masse, und somit erstrahlten die Ostereier in schönstem Matetee-lindgrün und Calafatebeeren-blau. Kulinarischer Höhepunkt des Tages: das Schokofondue mit Erdbeeren, Trauben, und Äpfeln, unbeschreiblich…wobei das Osterfrühstück am nächsten Morgen dem auch in nichts nachstand!
Den Ostersonntag verbrachten wir in Curratuhue, einem der Hochburgen der Mapuche-Indianer. Durch lokale Spezialitäten wie das Bauernkrapfen-ähnliche Backwerk aus Kastanienmehl bis hin zu den äußerst schönen gewebten traditionellen Teppichen, bekamen wir einen guten Einblick in die Kultur der dort lebenden Minderheit. Für mich als Musikfreundin besonders interessant waren natürlich die lokalen Musikinstrumente: Trompetenähnliche Röhren, die zur Kommunikation benutzt werden und wurden und selbstgemachte Trommeln aus Kuhfell…alles sich in meinem sich mehrenden Handgepäck befindlich.

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Auf unseren angestammten Platz am Hafen heimgekehrt, wurden wir von einer Deutsch-Ungarin (Livia) und ihrem chilenischen Ehemann (Alejandro) angesprochen, die uns kurzer Hand für den nächsten Abend zum Grillen einluden. Wir waren nicht nur von der ausgesprochenen Gastfreundlichkeit der Beiden überrascht, sondern auch von den daraufhin verspeisten Fleischbergen: Martin und Tobi kamen karnivorisch voll auf ihre Kosten und wir verbrachten einen wirklich netten Abend mit den Beiden und ihrem kleinen Sohn. Schön, so unkonventionell neue Leute kennenlernen zu können!
Der Höhepunkt war definitiv die Besteigung des aktiven Vulkans Villaricca am nächsten Morgen. Nach etlichen Bedenken, ob es denn möglich sei, ihn ohne Bergführer zu besteigen und einigem Organisieren (Helme für Martin und mich und Steigeisen), gings frühmorgens los in Richtung rotglühendem Gipfel. Wir waren alle ziemlich erstaunt, wie effektiv die (durch eher billig aussehende) österreichische Alpenvereinskarte als Beweis unserer alpinen Fähigkeiten durchging. Nachdem uns der Sessellift für die ersten 400 Höhenmeter eindeutig zu teuer war, bewältigten wir den ersten Abschnitt zu Fuß – während über unsere Köpfe die Touristenströme segelten. (Das Gesparte wurde später in exzellenten Schokokuchen investiert!). Nach einer kurzen Steigeisen- und Eispickeleinführung für mich ungeübte Gletschergeherin gings recht zügig Richtung Vulkankrater: Das frühe Aufstehen wurde eindeutig durch das Wolkenmeer unter uns und den Ausblick belohnt und als erste am Gipfel angekommen, atmeten wir auch gleich mal eine deftige Prise Schwefelvulkanduft ein. Sicher nicht das Gesundeste, aber dafür konnten wir der Magma beim Spucken und Brodeln zusehen und -hören. Bergab gings recht rasant über den Schnee – manchmal ungewollt etwas zu rasant und so gab es einige Male die Möglichkeit, so richtig vertraut im Umgang mit dem Eispickel zu werden. Martin setzte einen fulminanten Abgang, ich folgte ihm eher ungalant-bäuchlings nach, und der Bergführer plus Gruppe hatte auch noch ein bisschen was zu lachen ;) Wirklich ein wunderbarer Tag!

Wir haben wieder Strom!

Aside

Einige von euch werden sich sicher gewundert haben warum wir den Blog nicht mehr updaten und ob wir noch am Leben sind. Aber uns geht es gut, wir hatten nur gewisse Probleme mit der Technik. Um genauer zu sein, ist das Netzteil vom Macbook kaputt gegangen – vermutlich aufgrund der nicht korrekten Stromzufuhr des Wechselrichters der uns nur eine sinus-ähnliche Spannung lieferte.
Ein neues Netzteil und ein besserer Wechselrichter wurde von Martins Schwester Johanna eingeflogen, die für etwa 2 Wochen mit auf Tour ist.