Ein Polizeibesuch auf 5.100 m

Nachdem wir nun schon mehrere Nächte auf über 4.000 m verbracht hatten, wollten wir diese gute Ausgangslage nützen, um noch einen Berg zu besteigen. Als nächstgelegenen Berg entschieden wir uns den 6000er Vulkan Guallatiri anzusteuern. Auf dem Anreiseweg nächtigten wir noch bei einer alten Aymara-Frau, die uns Carlos in einen runden Steinkorall parken ließ. Als wir uns um 8.00 Uhr schön langsam aus den feinen, kuscheligen Schlafsäcken wagten, zerlegte die Frau mit einem bolivianischen Gehilfen gerade ein frisch geschlachtetes Alpaka vor ihrem Haus. Nachdem der erste Schrecken überwunden war, gingen wir trotzdem zu der Einheimischen, die hier alleine von ihren Alpakas lebte. Das Fleisch des Tieres sollte im nächsten größeren Ort verkauft werden. Aus der feinen Naturwolle ihrer Tiere strickte die Frau Socken, von denen wir sogleich zwei Paar erwarben. Nach dieser schönen Begegnung wagten wir uns weiter auf der 4×4 Strecke Richtung Base-Camp des Berges. Auf 4.900 m stoppten wir und gingen zu Fuß weiter um die äußerst sandige Straße auf Carlos-Passierbarkeit zu erkunden. Wir staunten nicht schlecht, als Martin plötzlich am Ende der Straße zwei Zelte erblickte. Schnellentschlossen steuerten wir darauf zu und trafen bald ein Österreichisch-Deutsch-Schweizerisches Team, das mit zwei Guides hier war. Wir freuten uns Leute zu treffen und seit langen wieder einmal mit einem anderen Ösi zu quatschen. Der Bergführer der Gruppe erklärte uns noch wo die Route verlief und redete uns zu mit Carlos die Auffahrt zu versuchen. Mit der Sicherheit, dass sich noch ein anderes Auto in unserer Nähe befand eilten wir zu Carlos und kurz darauf kämpfte sich unser (altes) Auto tapfer über die sandige Piste auf 5.100 m. Bei einem weiteren Gespräch mit der Gruppe fragte uns der Bergführer ob wir ein Permit, das für den Aufstieg nötig war, hätten. Natürlich hatten wir dieses nicht – wir wussten nicht einmal, dass so etwas von Nöten war. Wir ließen uns davon jedoch nicht abschrecken und wollten trotzdem den Gipfel versuchen. Schließlich wäre so ein Dokument erst in der nächsten größeren Stadt, zahlreiche Fahrstunden und Höhenmeter entfernt, zu organisieren gewesen. Die Gruppe gab uns noch von ihrem übrigen Trinkwasser ab, bevor sie die Talfahrt starteten.
Wir kochten gerade mühselig Nudeln, was auf dieser Höhe nicht mehr ganz so einfach und so schnell wie zu Hause geht, als auf einmal kurz vor Einbruch der Dunkelheit ein Polizeiauto bei uns auftauchte. Streng befragte uns einer der Polizisten ob wir die nötige Befugnis besäßen und erklärte uns, dass wir nicht weiter aufsteigen dürften. Um dem ganzen Nachdruck zu verleihen, drohte er uns sogar mit einer Klage beim Außenministerium. Während wir versprachen nur die Nacht hier zu verbringen und am nächsten Morgen weiterzufahren, schießen die anderen beiden Polizisten etliche Fotos in der schönen Abendstimmung. Für uns war es unverständlich, dass uns der Bergführer bei der Polizei verpetzt hatte und, dass diese noch dazu die lange und schlechte Anfahrt von etwa 1,5 – 2 h von der Polizeistation auf sich genommen hatten. Umso mehr wunderten wir uns noch als die Polizisten mit Blaulicht davon fuhren. Die Rückfahrt in der Dunkelheit hätten wir nicht gewagt. So ärgerten wir uns so richtig auf dieser Höhe zu sein und fürchteten uns schon vor der Rückfahrt über die schlechte Piste. Nur 900 Hm hätten uns von dem Berg getrennt – es sollte wohl nicht sein.
Nach einer eher schlaflosen Nacht in dieser hohen Höhe (wir wussten nicht ob der Ärger über die Polizei und den Guide oder die Angst vor der Rückfahrt oder doch die Höhe schuld daran war) traten wir die Rückreise an und steuerten den touristisch, erschlossenen Ort Putre an. Nach kurzer Recherche im Internet beschlossen wir noch am selben Tag die Weiterreise nach Bolivien anzutreten. Die Polizei hatte uns so richtig die Lust an Chile verdorben und da wir hofften Tobi und Kerstin in La Paz noch einmal zu treffen, fiel uns die Entscheidung nicht schwer. In der Abenddämmerung rollten wir über die Grenze nach Bolivien.

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