Über den Paso de Jama nach Chile

Bereits bald nach San Salvador de Jujuy in Argentinien stieg die Straße wieder in die uns bekannte karge, jedoch wunderschöne Landschaft mit riesengroßen Kandelaberkakteen an. Carlos kletterte tapfer unzählige Serpentinen durch die Cuesta de Lipán und kurz vor Sonnenuntergang suchten wir uns einen Schlafplatz direkt bei den “Salinas Grandes”, einem der größten Salzseen Argentiniens auf etwa 3.500 m. Bei einem kleinem, jedoch aufgrund der ungewohnten Höhe sehr anstrengenden Spaziergang beobachteten wir die vollbeladenen Salzlastwagen auf ihrem Rückweg in der Dämmerung und genossen dabei die unglaubliche Abendstimmung.
Nach einer kalten Nacht kletterten wir frühmorgens aus den Schlafsäcken und wollten uns sogleich warmen Tee kochen. Doch die Wasserpumpe des großen Wassertanks unter dem Auto funktionierte nicht – die Leitungen waren eingefroren. Gottseidank haben wir noch einen zweiten, kleinen Tank im Auto, der uns Wasser spendete. Doch als wir weiterfahren wollten, erwartete uns schon die zweite böse Überraschung. Carlos wollte nicht wegfahren – die Handbremse war angefroren, was wohl bei morgendlichen -7°C kein Wunder war. Nach ein bisschen vorsichtigem revanchieren lockerte sich die Bremse allmählich und Carlos tuckerte mit qualmenden Auspuff weiter Richtung Grenze. Auch ihm fehlte es scheinbar an Sauerstoff. Unsere Mittagspause verbrachten wir bereits auf über 4.000 m bei einem Flamingosee. Kurz darauf passierten wir die argentinische Grenzstation und wir folgten dem Altiplano bis auf eine Höhe von 4800 m.

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Die nördlichen Provinzen Salta und Jujuy

Kurz vor Cafayate entschieden wir uns für den Besuch eines Weingutes. Interessant war für uns, dass sich in dem bislang relativ trockenen und kargen Tal auf einmal wieder Weingärten zeigten. Spontan steuerten wir die erstbeste Bodega an, die uns mit einem schönen Parkplatz anlockte. Wir hatten Glück und schon kurz darauf konnten wir bei einer Führung für uns viel Neues über die Rot- und Weißweinproduktion lernen. Das Besondere in dieser Gegend sind die Weine aus der Torrontés – Traube, die sich durch ihren fruchtigen und zugleich trockenen Geschmack auszeichnen und weltweit exportiert werden. Bei der anschließenden Weinverkostung konnten wir uns auch von der guten Qualität selbst überzeugen.
Nachdem wir Cafayate, einen kleinen Ort der die erste touristische Infrastruktur mit zahlreichen Hostels seit längerem bot, schnell passiert hatten, ging es weiter in die Quebrada del rio las Conchas, eine Schlucht mit zahlreichen farbintensiven Felsformationen. Gerade noch in der letzten Abendsonne erreichten wir die rötlich schimmernde Schlucht und machten uns kurz hinter der kleinen Siedlung Santa Barbara auf die Schlafplatzsuche. Die Einfahrt in einen ziemlich sandigen Flusslauf endete beinahe fatal mit einem Standplatz im Sand. Kurzerhand wurde ein Brett bei einem Hinterreifen untergelegt und der Retourgang eingelegt. Mit im Sand durchdrehenden Reifen ging es ca. 500 Meter zurück auf die rettende Schotterpiste und die Schlafplatzsuche konnte fortgesetzt werden. Wenig später hatten wir einen Parkplatz, kochten und begaben uns bald darauf ins Träumeland… Plötzlich wurden wir um Mitternacht von heftigem Klopfen aus dem Schlaf gerissen. Nach ein paar Schrecksekunden und einem vorsichtigen Blick aus dem Fenster konnten wir ein Polizeiauto neben uns erkennen. Die Polizisten die weiterhin heftig an die Tür klopften, verlangten von uns die Fahrzeugpapiere und unsere Reisepässe. Nach einigen weiteren Fragen schienen die beiden zufrieden und eilten mit Blaulicht weiter in der Dunkelheit. Uns war äußerst unklar was das Polizeiauto im Finsteren auf der winzigen Seitenstraße, die auch durch eine Furt von der Hauptstraße getrennt war, gesucht hatten. Wahrscheinlich hatten sie sich einfach über unser Kennzeichen gewundert – ein schönen Schrecken haben sie uns trotzdem eingejagt. Beim Frühstück am nächsten Tag tauchte auch schon die nächste Obskurität auf: ein Einheimischer mit Federnschmuck auf dem Kopf (wie aus einem Indianerfilm) ging auf dem kleinen Weg neben Carlos vorbei. Sein Blick zeigte, dass er ebenso über uns erstaunt war wie wir über ihn, und so eilte er schnell vorüber. Verwundert über die seltsamen Vorkommnisse traten wir unsere Weiterreise an und besichtigten kurz darauf das “Amphitheater”, eine halbrunde Schlucht, die für uns auch das Highlight der Quebrada del rio las Conchas darstellte.
Nachdem uns ausgerechnet auf unserem Weiterweg nach San Carlos auf einmal eine Riesenfurt von geschätzten 100-200 m durch ein schlammiges Bachbett den Weg absperrte, mussten wir noch einmal zurück nach Cafayate um wieder auf die Routa 40 zu gelangen. Die darauf folgende Fahrt in den kleinen Ort Cachi führte uns durch ebenso einmalige Landschaften mit wilden, einsamen Schluchten und interessanten Sandsteinformationen. Kurz nach Cachi verließen wir die Routa 40, auf der wir mehrere 1.000 km Richtung Norden zurückgelegt hatten und die uns auf wechselnder Straßenqualität durch die unterschiedlichsten Landschaften geführt hatte. Die Routa 40 ist übrigens mit etwa 5.000 km die längste Straße der Welt.

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Weiter ging es durch die “Recta Tin Tin” in den Parque Nacional los Cardones, in dem auf einem Hochplateau unzählige riesengroße Kandelaberkakteen wuchsen. Nach einem kleinen, für Carlos sehr herausfordernden, Mittagsabstecher in das Valle Encantado schlängelte sich die Straße steil bergab durch die “Cuesta del Obispo” in die “Quebrada de escoipe”, in der wiederum zahlreiche Riesenkakteen auf steilen rotgefärbten Berghängen wuchsen. In dem kleinen Örtchen “El Carril” stärkten wir uns noch mit einer Portion leckerer Empanadas bevor wir noch die Stadt Salta passierten. Bereits im Finsteren schlängelte sich Carlos über die kurvige Routa 9. Müde von dem langen Fahrtag und den vielen schönen Eindrücken fanden wir einen ruhigen Schlafplatz bei einem kleinen “Dique” (Stausee). Am nächsten Morgen waren wir umso überraschter über die Landschaft die uns umgab. Subtropische Vegetation wucherte um uns und ein kleiner Kauz beobachtete uns von einer nahen Stromleitung. Die nächsten Kilometer schlängelte sich die enge, jedoch asphaltierte Straße durch üppige, dicht bewaldete Berghänge. Kaum zu glauben nach der langen Zeit die wir in karger, wüstenähnlicher Vegetation verbracht hatten. Nachdem wir in dem Örtchen “El Carmen” noch eine leere Gasflasche aufgetankt hatten, ging es noch durch die Stadt San Salvador de Jujuy, in der wir uns noch reichlich mit argentinischen Spezialitäten wie etwa 3 kg Matetee, Casan Cream und Dulce de Leche eindeckten, bevor es vorerst zum letzten Mal über die Grenze von Argentinien nach Chile gehen sollte.

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Ölwechsel und Kultur

Carlos hatte sich in der Zwischenzeit schon 15.000 km tadelos mit uns durch Südamerika gekämpft und so wurde es wieder Zeit ihm etwas Gutes zu tun und ihm einen Ölwechsel zu gönnen. In Villa Union, einem kleinen Ort in der Provinz La Rioja, fanden wir eine einfache Werkstätte und nachdem wir auch das YPF Qualitäts-Öl 15W40 von der Tankstelle besorgt hatten, stand dem Unternehmen nichts mehr im Wege. Bis zu drei Personen kümmerten sich gleichzeitig um unseren Carlos und der Chefmechaniker, der seine Gesangskünste währenddessen zum Besten gab, sorgte für Martins Unterhaltung. Auch der Dieselfilter wurde im Zuge dessen für insgesamt 30 Pesos gleich mitgemacht. Gestärkt mit frischen Empanadas sorgten wir auch für unser Wohlbefinden und genossen die Fahrt durch die “Cuesta de Miranda” einem Tal mit strahlendroten Felsformationen und zahlreichen großen Kandelaberkakteen.
Unser nächstes Ziel stellten die Ruinen von “Shincal de Quimivil”, einer Inkasiedlung aus dem 15. Jahrhundert dar. Neben den Ruinen faszinierte uns vor allem die Vogel- und Pflanzenwelt dort. Wir konnten Colibris, die von grünen Bäumen mit roten Blüten naschten, und grüne Papageien beobachten. Nachdem wir die letzte Zeit fast ausschließlich in Steppen- und Halbwüstenlandschaften verbracht hatten, war dies eine willkommene Abwechslung für uns. Auf der Weiterfahrt deckten wir uns mit Routa 40 Bier, das von einem Deutschen in Santa María gebraut wird, ein. Neben den Standardsorten “Rubia” (Blond) und dunklem Bier gab es auch Quinoa-Bier, das Martin besonders schmeckte.
Um einen besseren geschichtlichen und kulturellen Eindruck dieser Gegend zu bekommen besuchten wir das “Pachamama”- (Muttererde) Museum in Amaicha del Valle. Dieses tolle Museum beeindruckte uns vor allem mit seiner schönen Bauweise und den vielen verschiedenen Aspekten, die das Museum erläutert (Quilmes-Kultur, ein nachgebautes Bergwerk, Kunst, etc.). Kurz darauf besichtigten wir die Ruinen der Quilmes Indianer. Zahlreiche Kakteen überwuchern heute die einstigen Siedlungen der Ureinwohner. Nachdem die Quilmes von den Spaniern besiegt wurden, erfolgte eine Zwangsumsiedlung nach Buenos Aires, die nur von den wenigsten überlebt wurde.

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Irrfahrten auf dem Weg nach Norden

Kurz bevor wir die Kleinstadt Barreal in der Provinz San Juan passierten erwartete uns wieder eine Fruchtkontrolle bei der wir jedoch (nachdem wir angaben aus dem Nationalpark Leoncito zu kommen) durchgewunken wurden. In Argentinien und Chile ist es teilweise verboten in spezielle Zonen Früchte, Gemüse und Fleisch zu importieren. Diese Maßnahmen, die es vor allem auch in weiterer Verschärfung beim Grenzübertritt von Argentinien nach Chile gibt, sollen die Ausbreitung von Keimen und Krankheiten verhindern. Die Sinnhaftigkeit solcher Regelungen ist uns jedoch bis heute rätselhaft, da an jeder Grenze bzw. Kontrolle auf andere Dinge geachtet wird und wahrscheinlich nicht nur unser “Schmugglergeist” immer erfinderischer wird. Generell haben wir die Erfahrung gemacht, dass wir als Ausländer bei argentinischen Polizeikontrollen meist bevorzugt behandelt wurden und häufig auch einfach durchgewunken wurden.

Unsere Mittagspause verbrachten wir bei “El Alcazar”, einem geschichtlich behafteten Ort mit eindrucksvollen Formationen aus Sandstein. Da uns das Klettern bei Mendoza so viel Spaß gemacht hatte, strebten wir ein weiteres Klettergebiet an und entschieden uns dafür die Stadt San Juan und die Sehenswürdigkeiten in deren Umgebung auszulassen. Unser Weiterweg führte uns dafür über die Routa 149 entlang der Präkordillere nach Norden. Die Präkordillere befindet sich östlich der Andenkordillere und präsentierte sich uns als äußerst unwirtliche Gegend mit kahlen Bergen, die alle zu zerbröckeln schienen. Abends erreichten wir die Dörfer Iglesia und Las Flores. Die staubigen Straßen die zu ärmlichen Häuschen aus getrockneten Lehmziegeln führten, luden nicht zum Verweilen ein und wir machten uns auf die Suche nach dem Klettergebiet. Nach einigen Versuchen, die sich als Irrfahrten herausgestellt hatten, stachen wir in eine kleine Schotterpiste, der wir für etliche Kilometer folgten. Da wir uns jedoch in einer großen Ebene befanden und die Berge, wo wir auch die Felsen vermuteten, sich noch in weiter Entfernung befanden, kapitulierten wir bei Einbruch der Dunkelheit. (Ein Versagen von Carlos würde sich hier bereits als äußerst unangenehm herausstellen.) So verbrachten wir die Nacht in der Einsamkeit. Nur in weiter Ferne leuchteten die Lichter der Goldminen, von denen die meisten Menschen hier lebten.
Nachdem unser Traum vom Klettern geplatzt war steuerten wir in der Früh voller Motivation unser nächstes Ziel an. Der “Dique Cuesta del Viento”, ein nahegelegener Stausee, gilt als eines der besten Windsurfgebiete Argentiniens. Nachdem hier jedoch bereits die Sommer- und Surfsaison vorbei war, stellte es sich als schwierig heraus, Surfmaterial aufzutreiben. Schlussendlich fand Martin jedoch einen Surfer der noch Material verleihte und vereinbarte mit ihm, bei seinem Strand auf den normalerweise am Nachmittag einsetzenden Wind zu warten. Doch die Stunden verstrichen und es wehte lediglich eine leichte, erfrischende Briese mit etwa 3 Bauefort. Nachdem um 17.00 Uhr noch immer nicht der erwartete (Stark)Wind eingesetzt hatte, setzten wir unverrichteter Dinge unsere Weiterreise wieder fort. Das morgendliche Wolkenmeer hatte wohl die thermischen Gegebenheiten für diesen Tag durcheinandergebracht.
Am nächsten Tag trafen wir wieder auf die berühmte Routa 40. Eine strichgerade Strecke führte uns Richtung Norden. Da sich in der trockenen Präkordillere bei Regen starke, unkontrollierbare Bäche bilden, wurde die Straße immer wieder von “Badenes”, längeren Straßenmulden unterbrochen. Teilweise waren diese Badenes betoniert, um die Straße nach Überflutungen einfacher wieder bereinigen zu können, an anderen Stellen jedoch suchte sich das Wasser einfach seinen Weg über die Straße, so dass auch so manche flache Furt- und Schotterdurchfahrt notwendig war.

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Klettern, Sterne und der Aconcagua – von Mendoza nach Barreal

Um uns endlich ein Kletterseil zu kaufen, wagten wir mit Carlos die Fahrt ins Zentrum von Mendoza. Bereits im Süden Argentiniens wurde uns ein Bergsportgeschäft empfohlen, das wir nun ansteuerten. Die Navigation in der Großstadt stellte sich als überraschend einfach heraus, da auch diese Stadt nach dem kolonialstädtlichen Schachbrettmuster aufgebaut ist. Umso enttäuschter waren wir von der Auswahl an Seilen, die wir in dem Geschäft vorfanden – es gab zwei Arten von Seilen, die beide furchtbar überteuert waren und keiner wirklich unseren Vorstellungen entsprach. Doch auch in einem anderen, ansonsten gut ausgestatteten Sportgeschäft, gab es keine Seile und wir wurden wieder zurück verwiesen. Schlussendlich fanden wir ein 43 m langes Sportkletterseil, das wir auf einen halbwegs akzeptablen Preis herunter handeln konnten. Die Verkäufer erklärten uns, dass es große Engpässe in Argentinien gäbe, da der Import gesetztlich eingeschränkt wurde. Bei der Fahrt aus der Stadt suchten wir noch einen riesengroßen Supermarkt auf, in dem wir uns ordentlich mit Vorräten und einem neuen Topf eindeckten. Zu unserer großen Überraschung fanden wir zum ersten Mal in Südamerika Mascarpone, von der wir sogleich zwei Packungen kauften.

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Bestens aufgefüllt machten wir uns auf den Weg Richtung Uspallata. Bei einer kurzen Rastpause an einem Fluss ging Anna ein Stück spazieren und konnte fast nicht ihren Augen trauen, als sie zwei Kletterer in den Felsen entdeckte. Kurzerhand machten wir sogleich eine Programmänderung und legten einen Klettertag ein. Das kleine Klettergebiet stellte sich für uns als ideal heraus, da wir fast alle Routen problemlos klettern konnten und auch Carlos nicht weit von uns entfernt wussten. Mit müden Armen, aber glücklich über die willkommene Abwechslung ging ein schöner Tag zu Ende.
Als nächstes Ziel steuerten wir den Aconcagua an. Über die gut ausgebaute Routa 7, die Hauptverbindungslinie zwischen Chile und Argentinien, ging es zügig nach oben. Auf einer kleinen Wanderung wurden wir mit schönen Ausblicken auf den Aconcagua belohnt. Die Südwand des Berges präsentierte sich viel mächtiger als erwartet. Auf die beiden unschwierigen Normalwege hatten wir jedoch keine Einsicht. Beim Aconcagua war in der Zwischenzeit schon die Winterruhe eingekehrt. Ein Guardaparque berichtete uns von den Massen die sich in der Saison hier versuchen. Bei diesen Erzählungen verging auch noch die letzte Wehmut, dass wir den Gipfel nicht versuchen konnten. Etwa 7000 Menschen sind es jährlich die hierherkommen und viel Geld bezahlen, um den höchsten Berg Amerikas zu besteigen. Zur Hochsaison befinden sich im Basecamp drei Ärzte für die Versorgung der Bergsteiger. Das Gipfelpermit kostet in den besten Monaten etwa 750 USD und ist für 20 Tage gültig.
Noch am selben Abend erreichten wir den Nationalpark Leoncito, der uns von anderen Reisenden empfohlen wurde. Als Highlight des Parkes zählten zweifellos die kostenlos zugänglichen Warmwasserduschen. Mehrere astronomische Obervatorien befinden sich in diesem Nationalpark. Neben den Argentiniern, den Brasilianern und den Kanadiern sind hier auch die Spanier und Schweizer beteiligt. Bei zwei Führungen konnten wir einerseits über ein Spiegelteleskop lernen und auch die südlichen Sternbilder näher kennenlernen. Da gerade Superluna (= Supermond) herrschte, hatten wir nicht die beste Sicht auf die Sterne, jedoch der Vollmond befand sich der Erde so nahe wie nur alle paar Jahrzehnte. Im Park lernten wir die Schweizer Michèle und Kudi kennen, die in ihrem MAN – LKW schon ein Jahr in Südamerika unterwegs sind und sich hervorragend mit der Vogelwelt auskennen. Nachdem wir noch eine kleine Wanderung im Nationalpark in der trockenen Halbwüstenlandschaft machten (unter 100 mm Niederschlag jährlich) ging es für uns wieder weiter.

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Back in Argentinia

Zurück in Argentinien stand erstmals fahren, fahren und nochmals fahren auf dem Programm. Das schlechte Wetter bot sich dazu auch gut an. Doch es dauerte nicht allzu lange und wir trafen auf der Routa 40 wieder auf den uns bereits bestens bekannten Wellblechbelag. Diese rippige Struktur von nicht asphaltierten Pisten entsteht durch die häufige Benutzung der Straßen zusammen mit dem starken Wind und dem Wetter. Um diese Strecken “angenehmer” zu überstehen gibt es mehrere Möglichkeiten. Als oberstes Gebot wird großzügig der Reifendruck abgelassen, um dadurch die Schläge zu dämpfen und vorrangig das Fahrzeug wie auch seine Insassen zu schonen. Bezüglich der Fahrweise gibt es zwei Möglichkeiten: einerseits kann man die Piste bei langsamer Geschwindigkeit (ca. 20-30 km/h) zurücklegen um somit ruhiger durch die Unebenheiten zu kutschieren, andererseits kann man auch das Auto so schnell beschleunigen (bei uns ca. etwas mehr als 70 km/h), dass die Reifen quasi von Welle zu Welle springen. Letztere Möglichkeit ist meistens die Angenehmere, jedoch leider auch die gefährlichere, da jegliches stärkeres Bremsen auf diesem uns verhassten Wellblechbelag äußerst! unangenehm sowohl für das Fahrzeug als auch für die Insassen ist. Es bleibt lediglich die Frage offen, wer von den beiden Beteiligten mehr Leid ertragen muss. Bei Carlos zeigen sich die Folgen häufig in gelockerten Schrauben etc. Das Schloss des Handschuhfaches löste sich z.B. auf diese Weise bereits von alleine. Doch gottseidank kommt auch hier meist früher oder später wieder der rettende Asphalt.

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Auf dem Weg nach Norden machten wir noch einen kurzen Abstecher in ein Seitental, in dem sich Argentiniens größtes Skigebiet Las Lenas befindet. Talaufwärts zierte jedoch bereits eine dünne, glitzernde Schneeschicht das Tal und kurz nach einer Eis-Furt drehten wir wieder um, um Carlos nicht zu sehr auf seine Winter(offroad)fähigkeiten zu testen. Bei nun wieder strahlendem Sonnenschein ging es weiter in den Canon de Atuel kurz vor San Rafael. Durch diese imposante Felsschlucht windet sich kilometerlang ein kleines Flüsschen, das an mehreren Stellen für die Stromversorgung der nahen Stadt aufgestaut ist.

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Kurz vor San Rafael trafen wir auf die ersten Weinbaugebiete. Kurzerhand verkosteten wir bei einer Bodega den hausgemachten Wein – entscheiden uns jedoch für den Kauf eines riesengroßen Glases Oliven. Am Nachmittag besuchten wir die Kellerei Casa Biancchi. Der Familienbetrieb mit italienischen Wurzeln zählt zu den wichtigsten Wein- und Sektproduzenten Argentiniens und bei einer Führung durften wir auch erfahren wie Sekt auf die traditionelle Weise der Champagne hergestellt wird.
Um die Kulinarik von Argentinien noch genauer zu erforschen, fuhren wir in das Valle del Uco, das als aufstrebende Weinregion gilt und etwa 80 km südlich von Mendoza mit Blick auf die Cordon del Plata gelegen ist.
Da wir nun schon seit etwa 7 Jahren zusammen sind, hatten wir schon länger geplant einmal fein essen zu gehen. Doch die Suche nach einem passenden Restaurant, hatte sich in den letzten Wochen als äußerst enttäuschend herausgestellt und so versuchten wir abermals unser Glück. Hungrig und mit Vorfreude auf einen schönen Abend steuerten wir ein Restaurant in der Weingegend an. Doch wiederum wurden wir enttäuscht, als uns der Wirt erklärte, dass er nur zu Mittag geöffnet hätte, wir aber gerne bei ihm Campieren könnten. Als wir am nächsten Morgen auf einen Kaffee eingeladen wurden und dabei noch den für uns sehr spannenden Ausführungen über die Besonderheiten und Unterschiede der Weinbaugebiete und Weine in Argentinien lauschen durften, entschieden wir uns für mittags kurzerhand noch einen Tisch zu reservieren. Das Warten hatte sich gelohnt. Bei Sonnenschein genossen wir ein Menü der Spitzenklasse mit Blick auf die herbstlichen Weingärten und die schon schneebedeckten Anden. Besonders entzückte Martin, neben den selbst gemachten Grissini, das perfekte argentinische Rindsfilet auf Malbecsauce und Anna die köstlichen Nachspeisenvariationen. Etwas verwunderten uns die übrigen (argentinischen) Gäste, die schon sehr herbstlich (warm) gekleidet waren, während wir mit der Sonne und der Hitze kämpften. Wenn dieses Lokal wohl näher an unserem ständigen Wohnsitz läge, würde es wohl zu unserem Lieblingslokal werden… So jedoch genossen wir einen wundervollen Nachmittag und fuhren gestärkt und zufrieden weiter Richtung Norden.

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Nationalpark Lanín – Lago Huechulafquen

Aufgrund von beinahe gähnender Leere in unseren Gasflaschen fiel die Entscheidung wieder über die Grenze nach Argentinien zu fahren. In jedem südamerikanischen Land gibt es unterschiedliche Anschlüsse für Gasflaschen. Da wir einerseits bereits über einen Adapter für Argentinien verfügen und es andererseits (im Gegensatz zu Chile wo nur Flaschen getauscht werden) in beinahe jedem Ort möglich ist Gas umfüllen zu lassen, führte uns der Weiterweg nach Junín de los Andes. Diese kleine Stadt zeigte sich für uns einkaufstechnisch von der besten Seite; in kürzester Zeit waren nicht nur die Gasflaschen und die Essens- und Treibstoffvorräte wieder aufgefüllt, sondern sogar neue Diesel- und Ölfilter für Carlos gefunden!!!

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Bevor es wieder zurück nach Chile gehen sollte, machten wir noch einen Abstecher zum Lago Huechulafquen, der im riesengroßen Nationalpark Lanín gelegen ist. Da wir erst um etwa 18.00 Uhr den Kontrollposten des Guardaparque passierten, kamen wir auch ohne die ansonsten anfälligen Nationalparkgebühren rein. Normalerweise zahlt man in Argentinien in jeden Nationalpark Eintritt. Das Absurde jedoch ist, dass oftmals ab 17 oder 18.00 Uhr keine Gebühren mehr verlangt werden, obwohl das Personal noch für Auskünfte bereit steht… Wir freuten uns also und fuhren weiter, um einen Stellplatz für die Nacht zu finden. Kurz darauf Entdeckten wir einen deutschen LKW mit Aufbau an einem schönen Platz direkt am Ufer und gesellten uns mit Carlos hinzu. Silvia und Paul sind bereits seit dreieinhalb Jahren in Südamerika unterwegs und besitzen mit Abstand das beste Campingmobil, das wir je gesehen haben. In langjähriger Arbeit hatten sich die beiden den LKW-Aufbau selbstständig gezimmert und mit geölten Vollholzmöbeln nicht nur sehr gemütlich, sonder auch wunderschön und funktionell ausgebaut. In so feiner Umgebung freuten wir uns gemeinsam einen sehr netten Abend verbringen zu dürfen und lauschten gespannt den vielen Erfahrungen und Tipps der beiden. Da sich das Wetter am nächsten Tag nicht von seiner besten Seite zeigte stand erstmals ein großer Carlos – Putz- und Zusammenräumtag auf dem Programm. Aus einem gemütlichen Nachmittagskaffe wurde wieder ein gemütlicher Abend zu viert – dieses mal im Carlos.
Am nächsten Tag folgten wir der Straße und drangen tiefer in den Nationalpark vor. Traumhafte Blicke auf den Vulkan Lanín belohnten die Fahrt über teilweise grauenhafte Wellblechpiste. Der Vulkan präsentierte sich mit schneebedecktem Kragen von seiner besten Seite. Für uns war es nur schwer vorstellbar, dass wir nur wenige Tage zuvor auf dem gleichen Berg gestanden hatten, der sich bei der Besteigung eher als völlig trostloser und windiger Geröllhaufen herausgestellt hatte. Doch abermals wurden wir auf die umgekehrte Geografie auf der Südhalbkugel aufmerksam: wo auf der Südseite oft riesengroße Gletscher vorherrschen sind die Nordseiten meist aper. Nach zwei kleinen Wanderungen und ein paar schönen und geruhsamen Tagen, führte unser Weg wieder zurück über den Tromenpass nach Chile.

NP Perito Moreno – Ein Ort der Einsamkeit

Nach den touristischen Zielen (Torres del Paine, Gletscher Perito Moreno) strebten wir den abseits vom Tourismus gelegenen Nationalpark Perito Moreno an. Bei der Abzweigung trennten wir uns von Kerstin und Tobi, die vorerst weiter Richtung Norden wollten. Auf der Fahrt zum Nationalpark kam uns ein verzweifelter Tourist mit einem Mietwagen entgegen, der uns demonstrativ seine schlammverschmierten Hände präsentierte. Aufgrund der schlechten Fahrbedingungen hatte er umgedreht und uns damit ein flaues Gefühl für die nächsten 90 km bereitet. Anna und Carlos meisterten jedoch diese Fahrt ohne Probleme. Am Nationalparkeingang wurden wir freundlich vom Gardaparque (NP-Ranger) in Empfang genommen, der sich sichtlich freute Touristen zu sehen. Aus Österreich so meinte er, sei noch nie jemand hier gewesen. Bereits am Abend konnten wir wieder auf einen Himmel mit unzähligen Sternen blicken.
In den nächsten Tagen genossen wir zwei wunderschöne & einsame Wanderungen in der unberührten Wildnis Patagoniens. Türkisblaue Seen, wilde Gebirgsflüsse und unerreichbare, vergletscherte Gipfel luden zum verweilen ein. Beim Rückweg einer unserer Wanderungen fanden wir erstmals die berühmten Calafate-Beeren. Den kleinen, dunkelblauen Beeren die ein bisschen an Heidelbeeren erinnern, werden 2 Wirkungen nachgesagt: Einerseits soll der Verzehr verdauungsfördernd wirken, andererseits kehrt wer die Beeren isst wieder nach Patagonien zurück. Das mühselige Sammeln der Calafate Beeren wurde mit einem leckeren Glas selbstgemachter Marmelade belohnt. Auch unsere Solardusche kam in der Einsamkeit so richtig zum Einsatz. Leider zog nach drei tollen Tagen der starke patagonische Sturm und bereitete uns eine unruhige und wackelige Nacht in unserem Carlos. Nachdem das Wandern bei solchen Windgeschwindigkeiten beinahe unmöglich war und Martin leider nur vom Sturmwindsurfen auf patagonischen Seen träumen konnte, brachen wir wieder auf Richtung Norden.

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Bei der Weiterreise auf der Routa 40 machten wir noch einen Abstecher zur Cueva de los manos, einer Schlucht mit eindrucksvollen Felsmalereien.

Routa 40 – das letzte Abenteuer in Argentinien?

Der Devise folgend “Bei Regenwetter weiterfahren” machten wir uns auf den Weg.
Ausgehend von der doch eher touristischen Infrastruktur El Chaltens sollte es nun wieder Richtung Norden, in die einsamen Weiten Patagoniens gehen. Die letzte Teilstrecke der berühmten Routa 40, das noch nicht asphaltiert war, sollte bezwungen werden. Die ersten 150 km waren kein Problem, doch schön langsam wurde der Boden aufgrund des starken Regens immer weicher…. und weicher und … Schlammlöcher wurden zur Regelmäßigkeit. Das Wort “Desvio” (Umleitung) wurde zum Unwort des Tages erkoren, da in diesen Straßenabschnitten die Piste meistens noch schlechter war und teilweise auch noch sehr schräg abfiel. Auf etwa halber Strecke Richtung Gobernator Gregores trafen wir auch auf einen steckengebliebenen Reisebus mit unzähligen Touristen, die im Schlamm herumstanden und uns ungläubig anstarrten. Tobias & Kerstin, unsere treuen Weggefährten, sorgten sich schon um uns und warteten auf der schlammigen Piste. Doch Carlos kämpfte sich tapfer mit durchdrehenden Reifen und schlängelnden Schleuderbewegungen durch den Schlamm.

Angekommen bei der Tankstelle in Gobernator Gregores freuten wir uns schon auf den rettenden Diesel. Doch auch hier trafen wir auf eine Obskurität: Man durfte an dieser YPF Tankstelle nur für 200 Pesos täglich (1 Liter = 3.71 pesos) tanken. Nach einer kurzen Reparatur bei strömenden Regen von Tobias&Kerstins Batteriepolschuh übernachteten wir nach einem langen und schlammigen Tag neben der Tankstelle. Am nächsten Tag tankten wir noch die restlichen, fehlenden Liter Diesel auf und die Fahrt ging weiter in den “städtischen” Supermarkt, der sich beinahe kitschig in der Einöde als kleines Einkaufsparadies mit frischem Obst und Milchprodukten herausstellte.
Wir dachten uns, dass der schlimmste Teil der Strecke vorbei sei, und fuhren in eine “Wäscherei für Carlos” – wo eine Befreiung von geschätzten 50 kg Schlamm erfolgte. Doch die Asphaltstraße von der Stadt auswärts war nur ein kurzer Genuss und endete wiederum in zahlreichen Umleitungen und Schotterpisten. Nur dank des vortäglichen Fahrtrainings konnte Martin relativ problemlos die ca. 40 km Schlammpiste bewältigen. Wasserlöcher und viel aufgeweichtes Erdmaterial machten die Piste fahrtechnisch interessant und sehr anspruchsvoll. Ein Motorradfahrer lag in einem Schlammloch und einige Fahrzeuge hielten auf der Strecke um uns mitzuteilen, dass die Piste immer schlechter werden sollte. Ein spannender Fahrtag!
Später erfuhren wir von anderen Reisenden, dass die Routa 40 bereits am darauffolgenden Tag gesperrt wurde. 2013 wird die 40er vollständig asphaltiert sein – somit hatten wir nochmals Glück? die ursprüngliche Abenteuerstrecke befahren zu können.

El Chalten – der Fitzroy ist ganz schön spitz!

Bei traumhaftem Wetter können wir bei der Anreise nach Chalten schon von weitem die spitzen Türmchen von Fitz Roy und Co. bewundern. Am nächsten Tag führte uns eine Wanderung zum Aussichtspunkt Tres Lagos mit Postkarten-Blick auf den großen, steilen Fitz Roy. – Jeder von uns überlegte sich eine Route durch die Wand, und bereits aufgrund dieser Strapazen mussten Tobias und Martin ein Bad im Gletschersee zur Abkühlung nehmen. Der Rückweg führte uns vorbei an den Piedras Blancas zur Hosteria El Pilar, wo wir ein kühles Bierchen und einen Submarino (echte heiße Schokolode ) nochmals mit Blick auf den Fitz genossen.
Am nächsten Tag machten wir einen Ausflug zur Laguna Desierta, die beinahe mysthisch zwischen krachenden Gletscherbergen und wilden Wäldern an der Grenze zu Chile liegt.
Auf dem Rückweg und der Suche nach einem besonderen Schlafplatz wurde Carlos noch durch einen Fluss bewegt. Trotz fehlendem Allrad meisterte der Benz die Aufgabe mit Bravour.
Leider meinte es der Wettergott nicht allzu gut mit uns und wir wurden bereits am nächsten Morgen von heftigem Regen geweckt.
Fazit: El Chalten ist ein wunderbarer Ort mit gemütlicher Atmosphäre und zudem einzigartigen Bergen. Könnte man sich nochmals (bergtechnisch) genauer ansehen, auch wenn die Preise hier enorm sind. (Anna hätte sich ein Seil für 300€ gesehen *g*, welches in Österreich ca. 100€ kostet)

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