Weltkulturerbe San Agustín und die Tatacoa-Wüste

Noch vor Einbruch der Dunkelheit erreichten wir unser nächstes Ziel San Agustin. Wir quartierten uns auf einem Campingplatz für die Nacht ein. Als wir in der Nähe einen anderen Camper mit einem Holländer und einem Kanadier entdeckten, staunten wir nicht schlecht und verbrachten spontan den Abend gemeinsam.
Nach einem ausgiebigen Frühstück mit Mango & Co. machten wir uns auf den Weg den archäologischen Park von San Agustín zu besichtigen. Auf einem Rundgang konnten wir unzählige der zum UNESCO Weltkulturerbe erklärten Steinstatuen begutachten. Neben uns nutzten auch zahlreiche Kolumbianer den freien Sonntag für die Besichtigung. Neugierig wurden wir über unsere Herkunft und unsere Reise befragt und schließlich durfte Anna sogar für ein Foto posieren. Neben den eindrücklichen Steinfiguren begeisterte uns vor allem die Landschaft mit teils wild wucherndem Urwald. Wir freuten uns so richtig, als wir ein paar Orchideen entdeckten, die ihre lila und weißen Blüten zwischen den Lianen und dem restlichen wuchernden Grün durchstreckten.

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Hungrig vom Spaziergang war die Zeit gekommen sich mit einer kleinen Mittagsmahlzeit zu stärken und was würde sich da besser eignen als ein kleines Meerschweinchen, nachdem Martin schon so lange suchte. Das kleine Tierchen, das sowohl in Peru, Ecuador, wie auch im Süden Kolumbiens, zum traditionellen Essen zählt, stellte sich für Martin als interessante kulinarische Abwechslung heraus.
Weiter ging es zum Estrecho del Río Magdalena einer Engstelle des wichtigsten Flusses von Kolumbiens. Eine schmale Erdpiste leitete uns direkt durch die Kaffeeanbaugebiete der Kleinbauern. Wiederum genossen wir die Fahrt über die enge, steile Straße, die ansonsten für Touristen als 4×4 Jeeptour angeboten wurde. Da wir erst spät bei unserem nächsten Ziel dem “Alto de los Idolos” ankamen, nächtigten wir direkt vor der zweiten wichtigen archäologischen Stätte der Umgebung. Wir nutzten die verbleibende Zeit, ein paar kleine Kontroll- und Reparaturarbeiten (neuer Gasdämpfer für Einspritzpumpe) an Carlos durchzuführen, wobei ein Kochlöffel von Anna aufgrund fehlender Werkzeugausstattung geopfert werden musste. – Es hat sich immerhin ausgezahlt!
Am nächsten Morgen waren wir die ersten bei unserem Rundgang und konnten die zahlreichen Grabanlagen mit ihren unzähligen Steinfiguren so richtig genießen. Abermals waren wir positiv über die Anlage und Kolumbien überrascht und traten die Weiterreise nach Norden an.
Bis jetzt konnten wir noch keine gute Kolumbienkarte auftreiben und so schafften wir es wieder einmal uns so richtig zu verfahren und erst mit viel durchfragen und der Hilfsbereitschaft der Busfahrer zu unserem nächsten Ziel der Tatacoa- Wüste zu gelangen. Wir parkten uns direkt hinter das Observatorium, bei der wir auch eine “Sternentour” machten. Obwohl der Professor wie ein Wasserfall mit starkem kolumbianischen Dialekt redete, konnten wir doch viel Neues für uns erfahren und auch wunderschöne Ausblicke durch die Teleskope genießen. Jupiter mit seinen Monden stellte das Highlight des Abends dar.

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Am nächsten Morgen weckte uns bereits zeitig die Sonne mit drückender Hitze. Der Versuch eines Morgenspaziergangs wurde nach wenigen Minuten aufgrund der Temperaturen abgebrochen und so traten wir die Weiterreise an. Nachdem wir zügig das heiße Tal hinter uns gelassen hatten, schlängelte sich die gut ausgebaute Straße langsam wieder in die Höhe ständig umgeben von Kaffee- und Bananen-Plantagen.

Südkolumbien – Guerillaland? – oder großartige Landschaft mit freundlichen Bewohnern

Es war bereits finster als wir die Grenzformalitäten in Kolumbien erledigten. Ein freundlicher Grenzbeamter nahm sich Zeit um gemeinsam mit uns wieder die notwendige temporäre Einfuhrgenehmigung des Fahrzeuges auszustellen. Auch wo wir am nächsten Morgen unsere verpflichtende Versicherung (SOAT) für das Fahrzeug kaufen könnten und wo wir sicher die erste Nacht verbringen sollten, erklärte er uns ausführlich. Nach dem langen Fahrtag waren wir dankbar für die Geduld und die Vorschläge des Beamten. Bald rollte unser Carlos auf kolumbianischem Boden zu seinem ersten Übernachtungsplatz, dem Parkplatz eines nahe gelegenen Hotels. Für 30.000! kolumbianische Pesos durften wir nicht nur die Nacht hier verbringen, sondern auch ein frisch geputztes Badezimmer mit Warmwasser benutzen. Bei einem Betrag von 30.000 würde man sofort an eine Nobelherberge mit jeglichem erdenkbaren Luxus denken – doch bei einem Umrechnungskurs von etwa 2.400 Pesos pro € wird das ganze wieder etwas relativiert.

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Am nächsten Morgen standen wir zeitig auf und fuhren in die nahe Grenzstadt Ipiales. Bei einer nächtlichen Zusammenräumaktion war leider unser Zettel mit der Adresse des Versicherungsbüros verschwunden – durchfragen stand wieder einmal auf dem Programm. Doch schon bald bot ein hilfsbereiter, englisch sprechender Mann seine Dienste an, leitete Martin zum Büro und wenig später hatten wir die SOAT in der Hand. Er stellte sich als Besitzer eines privaten Englischinstitutes vor und lud uns ein, seine Schule zu besuchen. Schüchtern wurden wir von den Schülern in Englisch über unsere Reise befragt. Leider mussten wir eine Einladung für den Abend ablehnen, da uns nicht mehr viel Zeit blieb und noch ein tolles Land darauf wartete, von uns entdeckt zu werden.
Wir besichtigten die nur knapp 7 km südöstlich von Ipiales gelegene Wallfahrtskirche “Las Lajas”, die spektakulär auf einer Brücke über einer tiefen Schlucht erbaut wurde. Sogar Martin, der normalerweise kein großer Freund von Gotteshäusern ist, brachte diese außergewöhnliche Konstruktion ins Staunen. Neben etlichen Ecuadorianern waren wir die einzigen ausländischen Touristen hier. Wir freuten uns über den schönen Start in Kolumbien und setzten unsere Reise über die Panamericana nach Norden fort. Auf den nächsten Kilometern wand sich die Hauptverkehrsader durch eine ebenso tolle Schlucht mit tiefen Abhängen. Bald wichen die letzten mulmigen Gefühle. In Pasto zweigten wir von der Panamericana Richtung Osten ab und erreichten bald die idyllische “Laguna de la Cocha”. Bunte Holzhäuschen, die an Schweizer Chalets erinnerten, zierten den von Schilf eingerahmten See. Nachdem wir uns noch mit einer frischen Forelle in einem der zahlreichen kleinen Restaurants stärkten, ließen wir uns mit einem kleinen Boot auf die Isla Corota führen. Die winzige Insel die noch von einem ursprünglichen Wald bewachsen war, stand unter Naturschutz und bot sich für einen schönen Nachmittagsspaziergang perfekt an. Nach diesem kleinen Ausflug verbrachten wir die Nacht ruhig direkt am Ufer. Abends plauderten wir noch mit einem französischen Paar im warmen Carlos und ließen uns einige Tipps für Kolumbien geben.
Motiviert durch die bisherigen positiven Erfahrungen in Kolumbien setzten wir am nächsten Tag unsere Reise Richtung Osten durch den Distrikt Putumayo fort. Bald endete der Asphaltbelag und die Straße wurde immer enger und steiler. Spektakulär wand sich die Piste durch den Nebelwald. Die beinahe bodenlosen Tiefblicke erinnerten uns an die “Todesstraßen in den bolivianischen Yungas”.
Auch die beträchtliche Anzahl an Kreuzen (vielleicht 100?) am Straßenrand, deutete hier auf ähnliche Verhältnisse hin. Nach den vielen Asphaltstraßen in Ecuador konnten wir diese Fahrt so richtig genießen – einfach großartig. Eine der Top-straßen auf unserer Reise in Südamerika. Nach einer beinahe fünfstündigen Fahrt bei der wir jedoch nur knappe 90 km zurücklegten erreichten wir das tropische Städtchen Mocoa auf etwa 1.000 hm. Unsere Köpfe brummten nach der ruckelnden und flotten Fahrt und so war es höchste Zeit eine Mittagspause einzulegen. In einem kleinen, jedoch viel besuchten Restaurant stärkten wir uns mit Tamales, einem in Bananenblättern zubereiteten Gericht aus Reis, geriebenen Mais und Huhn. Auch die Weiterfahrt auf der nun asphaltierten Straße stellte sich als landschaftlich erstklassig heraus. Tropische und subtropische Vegetation wucherte auf den zahlreichen Hügeln, die uns umgaben. Nun verstanden wir auch, dass sich dieses Gebiet ideal für die Guerillakämpfer der FARC anbot. In dem undurchdringlichen Dickicht und der unzugänglichen Landschaft konnte man sich wohl nach Belieben verstecken.