Nordperu

Schweren Herzens viel die Entscheidung Huaraz und die weiße Cordillere hinter sich zu lassen. Tatsächlich hatte uns wieder der Schnupfen fest im Griff und da die Saison sich wirklich ihrem Ende zu neigte und heftige Winde nicht nur unser Gipfelglück verhindert hatten, fuhren wir weiter durch das Santatal Richtung Norden. Beim Canon del Pato verengte sich das Tal an einigen Stellen bis auf wenige Meter. Eine spektakuläre Straße wand sich steil in den Abhang gesprengt und durch zahlreiche enge Tunnels durch die wilde Schlucht. Immer wieder rieselten kleine Steine die Felswände herunter direkt vor uns auf die Fahrbahn. Nun verstanden wir auch, dass die wenigen Fahrzeuge, die hier verkehrten, fast alle mit einem Gitter über dem Dach versehen waren.
Das unwirtliche Tal wurde in diesem Abschnitt lediglich von einer Handvoll Minenarbeitern besiedelt. Langsam jedoch öffnete sich das Tal und auf den nun fruchtbaren Böden erstreckten sich weite Felder auf beiden Seiten des Flusses. Wieder einmal wollten wir nicht genauer über die Verseuchung des Flusswassers bescheid wissen, mit dem auch die Felder bewässert wurden.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Bald erreichten wir die Panamericana, der wir nach Norden folgten. Im Küstennebel ging es entlang an teils riesigen Feldern, die großteils direkt auf bewässertem Wüstensand angelegt waren und mit viel Gift und Dünger von Menschen, die in einfachsten Hüttchen leben, bewirtschaftet werden. Wir sahen zahlreiche Busse und LKWs die Arbeiter zu ihren Einsatzgebieten verfrachteten, wo sie ausgestattet mit teils nur einer Schaufel die Felder bestellten. Andere durchstreiften mit Giftrucksäcken bewaffnet die Äcker.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

In dem kleinen Fischerdorf Huanchaco kurz nach Trujillo hielten wir bei einem Campingplatz für die Nacht und trafen seit langem wieder auf andere Wohnmobilreisende. Nachdem wir am nächsten Tag noch kurz der archäologischen Anlage Chan Chan einen Besuch abgestattet hatten und uns in einem riesigen Einkaufscenter mit für Südamerika hochqualitativen Brötchen eingedeckt hatten, ging es weiter durch die triste Küstenlandschaft.
Eigentlich hatten wir geplant der Region um Cajamarca noch einen Besuch abzustatten. Da es jedoch in dieser Region in letzter Zeit zu heftigen Unruhen und Protesten mit Todesopfern kam und nur wenige Tage zuvor der Ausnahmezustand beendet wurde, beschlossen wir diesen angeblich landschaftlich sehr schönen Teil Perus auszulassen.
Unser nächster Halt war das kleine Fischerdorf Pacasmayo. Auf einem langen Peer, auf dem sich bereits die Fischer für die Nacht vorbereiteten, genossen wir einen tollen Sonnenuntergang. Mit frischem Fisch im Kühlschrank ging es am nächsten Morgen zeitig weiter Richtung Norden. In Lambayeque legten wir noch einmal einen kurzen Zwischenstopp ein. Einige heruntergekommene Kollonialbauten deuteten auf wohl bessere Zeiten in der Vergangenheit hin. Auch eine riesige Kirche mit sämtlichen prunken, goldenen Altären passte so gar nicht in das Bild des schäbigen Ortes.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Über Piura ging es rasch weiter nach Mancora, das peruanische Surf- und Strandeldorado des Nordens. Wir parkierten beim “Laguna Surf Camp” für die Nacht. Lediglich einige wenige Backpacker und peruanische Touristen verbrachten derzeit ihren Urlaub in dem ansonsten touristisch völlig überlaufenen Strand- und Partyort. Trotzdem tönte es abends laut aus sämtlichen Lautsprechern. Viel konnte uns hier nicht halten und wir steuerten das sehr ruhige, jedoch nur wenige Kilometer entfernte Punta Sal an. Auf einer freien Parzelle konnten wir einen Stellplatz für die Nacht direkt zwischen den teuren Strandhäuschen, der peruanischen Elite finden. Da es auch hier zur Zeit wie ausgestorben war, störten wir keinen. Unser “Nachbar” freute sich sogar über ausländische Besucher und lud uns bald darauf in sein Haus ein. Von dem Peruaner, der viele Jahre in Australien gelebt hatte und hervorragend Englisch sprach, konnten wir vieles über Peru erfahren. Auch viele für uns noch offene Fragen über das Land wurden von Sergio beantwortet. So blieben wir eine Nacht länger als geplant, beobachteten die Krebse am Strand und genossen die Ruhe. Wir staunten nicht schlecht, als auf einmal ein Wal knapp vor der Küste vorbei schwamm, mit der Flosse “winkte” und 3 mal in die Luft sprang. Wir wollten diesem Naturschauspiel beinahe nicht glauben, doch Sergio bestätigte, dass zu dieser Jahreszeit hier regelmäßig Wale querten. In weiter Ferne konnten wir später noch ein paar Wasserfontänen der Wale mit dem Fernglas beobachten. Motiviert von diesem für uns bis jetzt unbekannten Naturspektakel beschlossen wir rasch Richtung Ecuador weiterzufahren, um die Wale noch besser beobachten zu können.

Huaraz – Cordillera Blanca IV

Eine Woche im Ishinca-Tal

Huaraz hüllte sich am nächsten Tag in dichte Wolken und während wir uns im Cafe Andino mit feinem Tee und Kaffee die Zeit vertrieben, prasselten auch ein paar Regentropfen an die Fensterscheiben. Doch die Schlechtwetterfront dauerte nicht lange an und so hieß es bald wieder Vorräte einkaufen und nichts wie ab in die Berge. Gemeinsam mit Lukas deckten wir uns mit einer ordentlichen Portion Gemüse, Obst, Käse, Brot und was man sonst noch so alles für etwa eine Woche in der Wildnis brauchen könnte ein. Zeitig am nächsten Morgen ging es mit Carlos Richtung Süden. Schon bald verließen wir die gute Asphaltstraße des Santatals und ruckelten etwas länger als nötig (wir hatten die richtige Abzweigung verpasst) über Collon nach Pashpa, dem Ausgangsort unserer nächsten Unternehmung. Bald war auch “German Loly” ein Ortsansässiger, dem wir unser Auto anvertrauen sollten, ausfindig gemacht. Die Eseltreiber starteten jedoch etwas außerhalb des Ortes, so dass wir zuerst noch unseren riesigen Berg an Ausrüstung dorthin verfrachten mussten. Um uns einen gemütlicheren Aufstieg zu gönnen wurde alles was möglich war auf insgesamt drei Esel gepackt. Mit nahezu leeren Rucksäcken machten wir uns auf den langen Weg ins Ishincatal. Auf einmal hielt uns ein Einheimischer auf, der sich als Nationalparkranger auswies. An das hatten wir überhaupt nicht mehr gedacht, dass wir natürlich wieder im Nationalpark Huascarán unterwegs sein würden. Unsere Tickets glaubten wir jedoch bei unseren Reisepässen im Auto verstaut zu haben. Da wir bereits über eine Stunde unterwegs waren, kam es für uns nicht in Frage noch einmal den Rückweg nach Paspha anzutreten. Neue Tickets wollten wir jedoch auch nicht kaufen, da unsere noch gültig waren. Mit viel Überredungskünsten und 10 Soles konnten wir den armen Mann, der auch nicht wusste was er mit uns machen sollte, dazu überreden, dass wir ihm bei unserer Rückkehr einen Besuch mitsamt der Tickets abstatten würden. Als Absicherung für ihn hinterließen wir Annas Alpenvereinskarte, die wir als eine für uns unverzichtbare “Versicherungs- und Bergausweiskarte” ausgaben. Der Weiterweg führte durch ein anfangs von schönen Bäumen dicht bewachsenes Tal vorbei an einem klaren sich immerzu schlängelnden Gebirgsbach. Von weitem konnte man schon den Tocllaraju mit seiner schönen Pyramidenform über dem Tal thronen sehen.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Auf einem schönen, zwischen großen Steinblöcken geschützt gelegenen Platz bauten wir unser Lager fernab vom Refugio Ishinca 4350m auf. Der riesige Lagerplatz war zu diesem späten Zeitpunkt in der Saison beinahe unbevölkert. Lediglich ein paar vereinzelte Zeltgrüppchen und weidendes Vieh wiesen auf das ansonsten sehr stark frequentierte Camp hin. Wir richteten uns ein richtig gemütliches Lager ein und ein Steintisch samt Steinhocker bot sich optimal zum Kochen, Essen und gemütlichen Zusammensitzen an. Um uns im Tal besser Orientieren zu können legten wir am nächsten Tag bereits einen “Rast- und Ruhetag” ein, kochten uns leckeres Essen und suchten den Weg Richtung Ishinca für den nächsten Tag. Ausgerüstet mit zwei Benzinkochern konnten wir auch beinahe uneingeschränkt nach Lust und Laune kochen. Bereits um zwei Uhr nachts ging es am nächsten Morgen Richtung Ishinca. Wir waren froh einen Teil des Weges bereits zu kennen. Nach ein paar unbekannten Abzweigungen im Dunkeln die jedoch noch folgten und bei denen wir den Weg nach Gefühl wählten, standen wir auch bald vor dem Gletscher. Die Spuren verliefen sich in der Dunkelheit und so entschieden die beiden Männer, wir sollten unseren Weiterweg durch eine steile Rinne fortsetzten. Anstrengend, aber unschwierig ging es nach oben. In der Zwischenzeit kam uns das Licht des anbrechendes Tages bei der Orientierung zur Hilfe. Unweit dem Ende der Rinne trafen wir auf eine Spur die der logischen Richtung folgte. Es dauerte nicht mehr lange bis wir eine Spaltenzone überwunden hatten und über einen kurzen Steilaufschwung den Gipfel erklettern konnten. Bei angenehmen Temperaturen konnten wir uns so richtig über den Gipfelerfolg freuen und mit herrlicher Aussicht “Frühstücken”.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Um nicht wieder über den gleichen Weg zurück zu müssen, beschlossen wir kurzfristig über die andere Seite abzusteigen. Nachdem wir uns dazu ein paar Meter abgeseilt hatten und eine Spalte übersprungen hatten, lag nur noch eine völlig einfache, jedoch genussreiche Gletscherwanderung vor uns. Eine andere Seilschaft, die einen etwas gefährlichen Weg durch eine Spaltenzone fernab der “Spur” gewählt hatte, kam uns noch entgegen. Ansonsten genossen wir die Einsamkeit und die schönen Ausblicke auf Tocllaraju und Co. Die Sonne brannte herrlich auf den flachen Gletscher und schon bald erreichten wir die Moräne. Bei diesen angenehmen Temperaturen ließen sich Lukas und Martin ein Vormittagsschläfchen auf über 5.000 m nicht nehmen, das jedoch zwischen kleineren und größeren Steinen relativ unbequem wirkte. Ausgeruht ging es danach zügig zurück ins Basecamp. Alle drei waren wir sehr positiv von dem ansonsten viel bestiegenen Berg überrascht. Am nächsten Tag folgte wieder ein fauler Tag mit ausruhen, essen und Rucksackpacken für den Tocllaraju. Doch als wir am darauffolgenden Tag motiviert aus unseren Zelten schauten, begrüßten uns anstatt der Sonne dichte Wolken. Lange berieten wir was wir machen sollten. Nachdem jedoch die Wolken sich zur Mittagszeit langsam etwas auflockerten und sich auch etwas blauer Himmel zeigte, beschlossen wir doch noch ins Hochlager aufzusteigen. Die kommenden etwa 700 hm ins Moränenlager auf nicht ganz 5.000 m wurden für uns zu einer richtigen Belastungsprobe. Obwohl wir bei der Ausrüstung an allen Ecken und Enden versuchten zu sparen und auch nur ein Zelt für uns drei mit hatten, waren die Rucksäcke so schwer wie noch nie. Zwei Eisgeräte pro Nase und sämtliche andere Eisausrüstung wie auch ein zweites Seil blieben leider nicht unbemerkt. Auch ein anderer Österreicher der mit einer Amerikanerin unterwegs war hatte sich gemeinsam mit uns entschieden noch aufzusteigen. Doch hielt die Wetterbesserungstendenz nicht an und wir waren erleichtert bei Hagel eine Campingmöglichkeit direkt neben einem Schneefeld zu finden.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Nachdem das Zelt sturmsicher befestig war, starteten wir den Kocher, der nun mit einer “großen” Gaskartusche betrieben wurde, im Vorzelt zum Schneeschmelzen. Doch auf dieser Höhe hatte auch der Gaskocher schon deutliche Leistungseinbußen und nachdem wir so sparsam wie möglich mit dem Gas umgehen mussten, fand Lukas schließlich ein winziges Rinnsal vom nahen Gletscher das uns mit dem nötigen Trinkwasser versorgen konnte. Am Abend besserte sich das Wetter wieder etwas und eine schöne Abendstimmung ließ uns hoffnungsvoll in unsere Schlafsäcke klettern. Eng zusammen gekuschelt versuchten wir etwas Schlaf zu finden. Da es jedoch beim ersten Blick aus dem Zelt Schneite und weit und breit kein Stern am Himmel zu sehen war, verschoben wir unsere geplante Aufbruchzeit. Auch beim zweiten Versuch hatte sich die Wettersituation nicht grundlegend geändert und wir mussten einsehen, dass es wohl an diesem Tag nichts mit dem Gipfel werden würde. Nach dieser unruhigen Nacht waren wir umso enttäuschter, als uns in der Früh dann doch die Sonne entgegen lachte. Wir hofften, dass unsere Gasvorräte für einen weiteren Tag reichen würden und beschlossen abzuwarten. Da wir unser Essen sehr knapp für eventuell einen Reservetag einkalkuliert hatten, hangen unsere ganzen Hoffnungen am kommenden Tag oder eher der Nacht. Wieder läutete um 1Uhr der Wecker. Doch wie auch schon am Vortag verschoben wir einen möglichen Aufstieg nach hinten da heftige Winde über das Zelt hinwegfegten. Nachdem wir glaubten, dass sich der Sturm etwas gelegt hatte, brachen wir gegen drei Uhr auf auf. Wir waren überrascht am Gletscher bereits weiter oben Lichter zu erkennen. Am Vortag war ein Bergführer mit Client (und Hochträgern!) noch ins Moränenlager aufgestiegen. Da sie jedoch einen etwas höhergelegenen Lagerplatz gewählt hatten, wussten wir auch nichts von ihnen. Motiviert von den Lichtern kämpften wir uns gegen den entgegenkommenden Sturm der mit steigender Höhe immer stärker wurde. Eiskristalle die von Sturmböen mitgerissen wurden, “bohrten” sich wie lauter einzelne Nadelstiche in unsere Gesichter und so mussten wir immer wieder anhalten und uns vom Wind abwenden und die Augen zusammenkneifen. Doch das größere Problem war die Kälte, die der Wind mit sich brachte. Auf etwa 5.500 m hatte Lukas bereits so kalte Zehen, dass wir hielten und versuchten sie mit einem Wärmepad wieder etwas aufzuwärmen. Da der Wind immer stärker wurde und die wärmende Sonne noch lange entfernt sein würde, beschlossen wir umzukehren. Auch Stefan und Amber, die sich im Sturm etwas vergangen hatten, hatten sich aufgrund der Kälte für einen Rückzug entschieden. Später erfuhren wir, dass auch der Guide am Grat aufgrund des starken Windes zum Umdrehen gezwungen wurde, da es einfach an diesem Tag zu gefährlich war verblasen zu werden.
Enttäuscht kamen wir wieder bei unserem Lagerplatz an. Stefan wollte ins Tal absteigen um sich noch mehr Verpflegung zu holen um noch einen Gipfelversuch zu starten. Da jedoch keiner von unserer Gruppe die überschüssige Energie und Motivation für Selbiges hatte, stiegen wir nach einem spärlichen Mittagessen wieder zurück ins Basislager. Martin und Lukas gönnten sich zur Entschädigung ein paar Bierchen beim Refugio. Da wir für einen neuerlichen Gipfelversuch weder das nötige Gas noch die Verpflegung hatten, beschlossen wir den Abstieg zu Carlos für den nächsten Tag. Um unsere Enttäuschung etwas zu mindern beschlossen Anna und Lukas zuvor noch den Urus zu besteigen. Wieder war die Nacht kurz doch dieses mal blickten uns unzählige Sterne von einem unbedeckten Himmel entgegen. Wir wussten nicht ob wir uns ärgern sollen über unser Wetterpech der letzten beiden Tage oder ob wir uns über diese Möglichkeit freuen sollten. Wir zogen letzteres vor und nach einem raschen Aufstieg mit angenehmen Rucksäcken (wir hatten uns aufgrund der technisch einfachen Route und der Info, dass es keine gefährlichen Spalten gebe, für einen Aufstieg ohne Seil entschieden) erreichten wir beinahe gemeinsam mit der aufgehenden Sonne den Gipfel. Wir genossen die wunderbare Aussicht vom Urus bei beinahe Windstille und trauerten ein klein wenig dem Tocllaraju nach. Bereits um knapp nach 9 Uhr waren wir wieder zurück im Basislager wo uns Martin bereits mit vorbereiteten Frühstück erwartete. Wir verkochten noch unsere Essensreste zu einem schnellen Mittagessen bevor es zurück ins Tal ging. Trotz dem fehlenden 6.000er Gipfel hatten wir eine schöne Woche in den Bergen verbracht und viel Spaß gemeinsam gehabt. Zum Ausklang ging es zurück in Huaraz direkt in eine Pizzeria, wo Martin und Lukas sich mit jeweils 1,5 Pizzen stärkten und sich Anna mit einer ganzen Pizza und einer riesigen Schüssel Salat den Bauch vollstopfte.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Hatun Machai – Sportklettern auf 4.300m

Zurück vom Pisco genossen wir wieder die touristische Infrastruktur in und um Huaraz. Eigentlich tänzelte der Alpamayo schon länger in unseren Hinterköpfen herum. Als wir uns jedoch Auskünfte über den Preis für eine Besteigung mit Führer einholten, wollten wir unseren Ohren beinahe nicht trauen. Da wir auch unlängst so manch negatives über die lokalen Guides gehört und gesehen hatten, bestärkte uns dies weiter von einer Besteigung abzusehen. Es gab ja auch noch weitere schöne Berge hier und der Alpamayo würde wohl auch noch ein paar Jährchen auf uns warten…
In Huaraz lernten wir den Schweizer Lukas kennen, der uns noch seine beiden Freunde Sabrina und Remi vorstellte. Nachdem für die nächsten Tage Schlechtwetter angesagt war beschlossen wir gemeinsam in die wetterbegünstigte Cordillera Negra in das berühmte Sportklettergebiet Hatun Machai zu fahren. Carlos freute sich so viele Gäste wie noch nie herumkutschieren zu dürfen. Doch um noch mehr Aufmerksamkeit zu erlangen ließ Carlos prompt auf der steinigen Straße bei einem seiner Reifen die Luft ausgehen. Doch bei so vielen Reisenden ging das Reifenwechseln wie im Flug und Carlos, motiviert von 10 Händen die sich um ihn kümmerten, erklomm noch tapfer die restlichen fehlenden Meter bis kurz vor dem Refugio Schluss war. Lukas stellte sein Zelt auf, Sabrina und Remi organisierten sich einen Schlafplatz in der Hütte und wir versuchten einen halbwegs ebenen Stellplatz zu finden. Doch auch in dieser entlegenen Gegend freute sich Carlos gebührender Aufmerksamkeit: Ein Österreicher, der in Lederhosen die Hütte betreute und ein weiterer österreichischer Gast wunderten sich über das heimische Kennzeichen.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Schon von der Hütte konnte man die ungewöhnlichen Steinformationen erkennen, die eher an einen Wald aus Steinblöcken erinnerten. Wir schnappten unsere Ausrüstung und los ging es. Der griffige und einzigartig geformte Fels mit für Südamerika erstklassig abgesicherten Sportkletterrouten faszinierte uns sofort. Lukas stellte sich als erstklassiger Kletterer heraus und stieg uns so manche Route vor, die wir wohl ohne seine Unterstützung nicht erklommen wären. Am Abend ging es mit müden Händen in das Refugio und nach dem für Schweizer unterlässlichen “Aperöli” (sorry an unsere Schweizer Freunde, wir haben keine Ahnung wie man das schreibt) kochten wir uns einen riesigen Topf Gemüsesuppe und Teigwaren und verbrachten einen lustigen Abend gemeinsam. Auch am nächsten Tag konnten wir noch ein paar schöne Seillängen klettern. Besonders die Routen im Sektor “South Tyrol” faszinierten uns. Doch da sich auch schon unsere derzeit kletterungeübten Fingern und Muskeln meldeten, fiel der Abschied etwas leichter und bei einer tollen Gewitter- und Abendstimmung ging es zurück nach Huaraz.

Huaraz – Cordillera Blanca III

Quebrada Llanganuco & Laguna 69

Nachdem wir nach unserem letzten Bergabenteuer wieder in Huaraz angekommen waren, zügelte unser mangelnder Gesundheitszustand vorerst weitere Bergvorhaben. Eine ruhige Woche mit Auskurieren und gesund werden stand am Programm. Wir freuten uns wieder österreichische Gesellschaft in Huaraz zu treffen. Jeden Tag erblickten wir von der Stadt die schneebedeckten Berge der Cordillera Blanca und so stieg auch täglich die Sehnsucht nach der Natur, so dass wir beschlossen in die Quebrada Llanganuco zu fahren um dort mit der Motivation der nahen Gipfel unsere Genesung zu beschleunigen.
Die Laguna Chinancocha und die Laguna Orconcocha in der Quebrada Llanganuco gehören zu den meist besuchten Touristenzielen in der Umgebung von Huaraz. Dementsprechend viele Busse nehmen die holprige Anfahrt von Yungay im Santa Tal auf sich. Auch uns nahm das türkise Wasser der beiden Seen mit dem Gipfel des Nevado Yanapaccha im Hintergrund in ihren Bann und steigerte unsere Spannung auf die weiteren Naturschönheiten des Tales. Kurz nach der zweiten Lagune fanden wir einen ruhigen Stellplatz für die Nacht.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Um uns auch am nächsten Tag noch etwas auszuruhen beschlossen wir unsere Akklimatisation (passiv) besser auszubauen. Wir fuhren die zahlreichen engen Kehren auf den Pass Portachuelo Llanganuco auf 4.767 m.
Mit jedem zurückgelegten Höhenmeter eröffnete sich uns ein besserer Ausblick auf die umliegenden Fünf- und Sechstausender. Beeindruckt von der Kulisse verweilten wir etliche Stunden direkt auf der Passhöhe. Bevor hinter den Huandoys die Sonne unterging zeigte sich der Chopicalqui auf der anderen Talseite noch in schönstem Abendrot.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Da wir uns in der Zwischenzeit wieder stärker fühlten, wollten wir zu der berühmten Laguna 69 wandern, die angeblich die Schönste im Nationalpark Huascaran sein sollte. Nachdem wir gemütlich in das Ende des Tales gewandert waren, zog sich der Weg in sanften Kehren langsam in die Höhe. Nach knappen zwei Stunden erreichten wir eine kleine Lagune und erblickten erstmals die Steilwand des Chacrarajus. Einige rastende Wanderer ließen uns fast ein bisschen enttäuscht befürchte schon an unserem Ziel angekommen zu sein. Doch nach ein paar weiteren Metern deutete ein Wegzeiger auf den Weiterweg hin. Es galt noch einen kurzen Steilaufschwung zu überwinden bevor wir mit offenen Mündern vor einem wunderschönen, tief türkisblauen See direkt vor einer spektakulären Eiswand standen. Wir hatten uns nicht zu viel von der Lagune 69 erwartet. Der windgeschützte Platz in dieser traumhaften Umgebung lud zu einer ausgiebigen Mittagsrast ein. Wenn nicht der Gletscher in beinahe greifbarer Nähe gewesen wäre, hätte man aufgrund der intensiven Färbung des Wasser beinahe glauben können in der Karibik und nicht auf 4.600 m zu sein.
Peru - Huaraz

The most amazing laguna!


Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Pisco 5.752 m

Motiviert von dieser tollen Wanderung packten wir abermals unsere Bergausrüstung. Carlos stellten wir bei der Kontrollstation des Nationalparks unter. Am nächsten Morgen zwängten wir uns in ein mit etwa 20 Menschen vollgestopftes “Collectivo” (Minibus). Bald waren wir beim 11 km entfernten Ausgangspunkt, der Cebollapampa, angekommen. Um uns den Aufstieg zu erleichtern (und angenehmer zu machen) heuerten wir einen Arriero (Pferdetreiber) an. Trotz unserer leichten Rucksäcke hatten wir keine Chance mit dem Tempo des Einheimischen mitzuhalten. Gemütlich stiegen wir ins Pisco- Basecamp auf etwa 4.600 m auf und suchten uns einen relativ windgeschützten Zeltplatz. Im Basecamp ging es sehr ruhig zu und nur einige andere Zelte leisteten uns Gesellschaft.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Nach einem zeitigen Abendessen begaben wir uns bald in unsere Schlafsäcke um noch ein bisschen Schlaf vor dem Aufstieg zu finden.
Bereits um Mitternacht läutete wieder der Wecker. Nach einem kurzen Frühstück hieß es aus dem wärmenden Zelt zu klettern um noch Wasser für den Aufstieg zu kochen. Pünktlich um 1 Uhr verließen wir im Schein unserer Stirnlampen das Lager und suchten den Anstieg auf der Moräne. Auch zwei geführte Touren folgten. Nach einem kurzen Anstieg musste die Moräne in staubigem Abbruchgelände abgeklettert werden. Zahlreiche “Steinmännchen” zeigten uns den Weg durch das scheinbar undurchsichtige Steinlabyrinth der Moräne. Wir waren dankbar, dass uns in knappen Abstand ein Führer folgte und uns zweimal bei der Wegfindung half. Der Pfad steilte an und ließ uns mit unseren schweren Rucksäcken ordentlich ins Schwitzen kommen. Endlich erreichten wir den Beginn des Gletschers. Mit angelegter Gletscherausrüstung ging es über eine kurze Steilstufe auf den riesigen Gletscher. Mit den nun leichteren Rucksäcken kamen wir auch deutlich schneller voran und waren bald alleine unter einem funkelnden Sternenhimmel. Nachdem wir noch im Dunkeln die beiden Steilstufen überwunden hatten, bestaunten wir kurz vor dem Gipfel einen traumhaften Sonnenaufgang. Motiviert durch die Ausblicke auf die wunderbare Bergwelt der Cordillera Blanca hieß es noch einmal zusammenbeißen und alle Kräfte zu mobilisieren, bis wir als erste an diesem Morgen auf dem wunderschönen Aussichtsberg stehen durften. Wir genossen die Einsamkeit auf dem ausladenden Gipfel und waren beeindruckt von den Ausblicken auf die umliegenden Fünf- und Sechstausender. Doch auch als die geführten Seilschaften auf dem Gipfel eintrudelten verweilten wir noch auf dem Gipfel.
Mit jedem Meter den wir abstiegen stieg die Temperatur, so dass wir uns nach den beiden Steilaufschwüngen aus sämtlichen wärmenden Kleidungsschichten schälten und den Abstieg auf noch über 5.000 m mit kurzen Ärmeln genießen konnten. Nach einer längeren Rastpause hieß es noch einmal unsere Kräfte zu sammeln für den schweißtreibenden Rückweg über die Moräne. Auch im Hellen war bei einigen Stellen die Orientierung nicht zu unterschätzen.
Zurück im Basislager wollten wir uns mit den Essensresten vom Vortag (Polenta mit Tomatensauce) stärken. Obwohl wir zum Schutz vor den weidenden Eseln und Pferden den Topfdeckel mit einem schweren Stein gesichert hatten, fanden wir nur mehr unsere fein säuberlich ausgeputzte Pfanne vor – da hatte sich wohl schon ein anderer über unser Essen gefreut.
Eigentlich hatten wir geplant noch eine Nacht in dem schön gelegenen Basecamp zu verbringen. Da jedoch kurz nach unserer Rückkehr unser Arriero wieder auftauchte und uns mitteilte, dass er für den nächsten Tag bereits anderswertig eingeteilt war, ließen wir uns überreden noch am gleichen Tag abzusteigen. Nachdem wir uns beim Packen und Absteigen viel Zeit ließen kamen wir erst gegen 17.00 Uhr in der Cebollapampa an. Leider erwiesen sich die Voraussagen des Arrieros, dass wir noch problemlos ein Taxi für den Rückweg zu unserem Carlos bekommen konnten, als falsch. Fröstelnd warteten wir zwei Stunden in der Dunkelheit ohne Erfolg. Zwei Autos passierten, gaben jedoch vor keinen Platz für uns zu haben. Auf einmal durchdrang das Licht von Autoscheinwerfern die Dunkelheit. Sofort sprangen wir auf die Fahrbahn. Scheppernd hielt ein alter Geländewagen und bot uns eine Mitfahrgelegenheit an. Auch unser Arriero wollte mitkommen um noch zu seiner Familie zu fahren. Leider konnten wir im Finsteren nicht viel von dem Gefährt erkennen und so packten wir rasch unsere Ausrüstung in den Kofferraum und nahmen dort auch selber Platz. Rumpelnd und klappernd setzte sich der alte Wagen viel zu schnell in Bewegung. Erst während der Fahrt bemerkten wir schlotternd, dass das Auto weder Heck- noch Windschutzscheibe hatte. Umso mehr es auf der Schotterstraße rumpelte, desto mehr lachten die beiden jungen Fahrer. Nachdem sich auch noch die Fahrertür ständig ungewollt öffnete, waren wir so richtig erleichtert als wir völlig durchgefroren bei unserem Carlos ankamen. Jetzt wussten wir auch, dass Autofahren in Peru wesentlich gefährlicher ist als Bergsteigen.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

great weather!

Huaraz – Cordillera Blanca II

Laguna Llaca und der Nevado Vallunaraju 5.680 m

Nach ein paar ruhigen Tagen in Huaraz, die wir zur Informationsbeschaffung und der Organisation einer neuen SOAT (obligatorischen Versicherung für unseren Carlos) nutzten ging es endlich in die Berge. Über eine schlechte und sehr steinige Straße rumpelte Carlos tapfer auf etwa 4.400 m. Direkt vor dem Häuschen des Nationalparkaufsehers war Schluss und wir richteten uns einen schönen Stellplatz für die nächsten Tage ein. Nur wenige Minuten von unserem Camp entfernt lag die Laguna Llaca, ein eisiger Gletschersee vor einer Bergkulisse der Superlative. In den nächsten Tagen wanderten wir das Tal zwischen Felswänden und Moräne entlang und genossen die wunderschöne Landschaft. Den Plan Klettern zu gehen gaben wir aufgrund der sehr alpinen Absicherungen und dem häufigen Eisregen von oben auf. Wir erkundeten noch den ersten Teil des Aufstieges zum High Camp des Vallunaraju und machten uns an die vielleicht schwierigste Aufgabe des Berganstieges – das Rucksackpacken. Um ja nicht zu viel schleppen zu müssen wurde genau überlegt was mit durfte und was im Carlos bleiben musste.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Schlussendlich waren unsere Rucksäcke beide wieder deutlich überfüllt und wir kämpften uns den äußerst steilen und schrecklich sandigen Weg nach oben. Eine kleine Kletterpassage versicherten wir mit Reepschnüren, da wir aufgrund der schweren Lasten unter leichten Gleichgewichtsprobleme litten. Langsam ging es immer weiter in die Höhe und nach knappen 3 Stunden erreichten wir das Moränenlager auf knappen 4.900 m. Auch ein paar andere Bergsteiger aus aller Welt hatten bereits ihre Zelte auf dem angenehmen Lagerplatz aufgeschlagen. Wir waren jedoch (wiedereinmal) die einzigen die am nächsten Tag ohne Guide auf den Gipfel wollten. Wir verbrachten den Nachmittag mit Essen- und Teekochen und suchten noch den Anstieg zum Gletscher. Die Nudeln mit Tomatensauce wollten aufgrund der gatschigen Konsistenz, das Wasser kocht in dieser Höhe leider nicht bei 100°C, nicht richtig schmecken, aber der Hunger war größer und ließ uns alles bis zum letzten Bissen aufessen. Auch die Packerlnudelsuppe stellte kein kulinarisches Highlight dar, erfüllte jedoch ihren Zweck uns zu Wärmen und mit Flüssigkeit zu versorgen.
Am Abend kam noch eine vierteilige Gruppe inkl. Führer ins Basislager. Ein armer Peruaner hatte sich direkt von Lima in die Höhe geschleppt und litt unter starken Höhenproblemen. Als er sich übergab wandten wir uns an den verantwortlichen Bergführer, dieser meinte jedoch nur, dass das nicht so schlimm sei und er morgen zeitig mit einem seiner Gäste aufsteigen werde und dann den Höhenkranken ins Tal bringen würde. Wieder einmal waren wir froh alleine unterwegs zu sein.
Nach einer kurzen, aber nicht zu kalten Nacht – den Daunenpatscherln sei dank – läutete um viertel nach zwei der Wecker und nach einem kurzen Frühstück füllten wir noch unsere Thermoskannen und machten uns um drei auf den Weg. Die anderen beiden Seilschaften waren bereits früher aufgebrochen und so waren wir froh, den Weg bereits am Vortag ausgekundschaftet zu haben. Nach einer knappen halben Stunde in der wir über vom Gletscher abgeschliffene Granitplatten kletterten, erreichten wir den Einstieg, legten die Eisausrüstung an und stapften im Schein unserer Stirnlampen mit nun deutlich leichteren Rucksäcken über den im finsteren endlos wirkenden Gletscher. Eine breite Spur führte uns in den nächsten Stunden vorbei an tiefen Gletscherspalten und Seracs. Im ersten Morgenlicht erreichten wir den Steilaufschwung der uns auf den Gipfelgrat führen sollte. Über gut ausgetretene Stufen erkletterten wir problemlos die Steilstufe und genossen die Aussicht über das kurze ausgesetzte Stück des Grates. Nach ein paarmal innehalten zum kräftig “Durchatmen” auf den letzten Metern standen wir um kurz vor 7.00 Uhr auf dem Gipfel des Vallunaraju und genossen eine tolle Aussicht auf die umliegenden Fünf- und Sechstausender. Vorsichtig machten wir uns an den Abstieg und nachdem wir das steilste Stück zurückgelegt hatten, legten wir in der wärmenden Morgensonne eine wohlverdiente Rastpause ein. Gierig verschlangen wir etliche Müsliriegel und stärkten uns mit Cocatee. Dank der angenehmen Sonnenstrahlung konnten wir uns bald aus unseren Daunenjacken befreien und den Abstieg über den riesigen Gletscher so richtig genießen.
Zurück bei unserem Zelt kam der unangenehme Teil – das Zusammenpacken. Unsere unzähligen Sachen, wollten einfach nicht mehr in die Rucksäcke passen. Mit viel Stopfen und etwas Gewalt schafften wir es unsere Ausrüstung halbwegs gut zu verstauen und machten uns auf den Abstieg über einen anderen Weg, der direkt ins Tal führen sollte und uns von den Führern empfohlen wurde. Es hieß noch einmal alle Kräfte für den Abstieg mit dem schweren Gepäck zu mobilisieren. Die Guides hatten uns jedoch nicht zu viel versprochen und bis auf eine kurze ausgesetzte Stelle erwies sich dieser Weg zwar auch als steil, aber als deutlich angenehmer und sicherer als unser Aufstiegspfad. Auf der Straße angekommen ließ sich ein Taxifahrer, der auf Gäste wartete, von uns erweichen uns für ein paar Soles zu unserem Carlos zu bringen. Als wir diesen wohlbehalten vorfanden, konnten wir uns so richtig über die gelungene Bergfahrt freuen.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Auf dem Weg ins Tal beschlossen wir spontan auf ein kühles Bierchen zum “The lazy dogs Inn” zu fahren. Bei erfrischenden Getränken erfuhren wir mehr über dieses interessante und für uns einzigartige Hotel. Zwei Kanadier hatten sich hier mit ihren Pferden und Hunden niedergelassen und ein Hotel auf sowohl sozial- wie auch umweltfördernder Basis aufgebaut. Im Gespräch wurde uns von den Besitzern angeboten die Nacht hier zu verbringen und lediglich für das Abendessen zu bezahlen. Gerne nahmen wir dieses Angebot an und genossen bald darauf eine herrlich, warme Dusche. Das Abendessen wurde den Gästen gemeinsam an einem großen Tisch serviert. Trotz anregender Gespräche mit den anderen Gästen und den Besitzern zog es uns zeitig zurück in unseren Carlos und nach diesem langen Tag konnten wir unser feines großes Bett wieder richtig schätzen.

Huaraz – Cordillera Blanca I

Der Pastoruri Gletscher und die Puya Raimondi

Die Ausreise aus Lima gestaltete sich gottseidank deutlich einfacher als der Hinweg. Bald befanden wir uns auf der Panamericana Norte.
Je weiter wir uns vom Stadt – und Nobelzentrum entfernten umso ärmlicher und dreckiger wurden die Wohngegenden. Noch lange nach der Stadtgrenze zierten zahllose einfachste Hütten die Straße. Für uns war es wieder einmal unvorstellbar wie die Menschen hier ohne Wasser und Strom lediglich zwischen den Sandkörnern der Wüstenlandschaft leben können.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Wir freuten uns als endlich die Straße nach Huaraz rechts abzweigte und wir die Panamericana verlassen konnten. Die Straße folgte zunächst lange einem fruchtbaren Talboden. Auch den Menschen hier schien es wieder besser zu gehen. Bei Verkaufsständen neben der Straße deckten wir uns noch mit einer ordentlichen Menge an Chirimoyas, den süßen Pepinos und Avocados ein. Um ins Santa-Tal zu gelangen, mussten wir noch einen über 4.000 m hohen Pass überwinden. Schon bei der Überfahrt ließen die ersten schneebedeckten Berggipfel unsere Bergsteigerherzen höher schlagen. Kurz vor dem Örtchen Catac verließen wir das Santa-Tal und machten unseren ersten Abstecher Richtung Huascarán – Nationalpark. Doch die Müdigkeit von der langen Fahrt übermannte uns und wir suchten uns schon kurz nach der Abzweigung einen einsamen und ruhigen Schlafplatz auf etwa 3.900 m. Am nächsten Morgen folgten wir der Schotterpiste weiter und es dauerte nicht lange bis wir den Kontrollposten des Nationalparks passierten. Vorbei an den riesigen Puya Raimondi-Pflanzen schlängelte sich die Straße das Tal weiter nach oben. Plötzlich konnten wir beinahe unseren Augen nicht trauen. Ein T5 California mit französischem Kennzeichen kam uns in dieser Einöde entgegen. Die Autos wurden kurzerhand auf der Straße abgestellt und wir freuten uns Claudia und Michele, die wir bereits in Cusco getroffen hatten, wieder zu sehen. Nachdem wir uns kurz ausgetauscht hatten ging die Fahrt in die Höhe wieder weiter. Der Pastoruri-Gletscher, ein beliebtes Ausflugsziel von Huaraz, stellte unser Tagesziel dar. Wir wunderten uns schon, dass wir noch keine Touristen getroffen hatten und beschlossen noch gemütlich zu Jausnen bevor wir den Spaziergang zum Gletscher starten wollten. Doch auf einmal traf ein Convoy aus Touristenbussen ein. Schnell sprangen wir in unsere Sportschuhe, schnappten die Kamera und machten uns auf den kurzen und breiten Weg Richtung Pastoruri-Gletscher. Bald kamen uns schon die ersten Touristen auf Pferd (um den meist eher unsportlichen Touristen den kurzen Aufstieg auf knapp 5.000 m zu erleichtern stehen etliche Einheimische mit Pferden bereit) entgegen. Unsere Begeisterung über den Gletscher hielt sich in Grenzen, vor allem auch aus dem Grund, dass ein Aufstieg auf den nahen Gipfel verboten war. Auch die Erkundung der näheren Umgebung abseits des Trampelpfades wurde uns untersagt. Wir genossen noch die schöne Aussicht und traten bald wieder die Rückreise in den wärmenden Carlos an. Um nicht ganz so hoch zu schlafen, fuhren wir noch zurück zu den großen Puya Raimondis auf etwa 4.200 m. Am nächsten Morgen packten wir nach einem ausgiebigen Frühstück die Kamera samt Teleobjektiv und machten uns auf den Weg um eine weiter oben am Hang gelegene blühende Puya Raimondi aus der Nähe zu betrachten. Die größte Bromelienart braucht teilweise bis zu 100 Jahre bis sie den längsten Blütenstand der Welt ausbildet. Nach der Blüte sterben die wunderschönen Pflanzen ab. Von der Straße konnten wir zahlreiche abgestorbene und schwarz verfärbte Puyas betrachten. Da wir jedoch unbedingt ein blühendes Exemplar aus der Nähe betrachten wollten, machten wir uns auf den Weg. Wir hatten uns nicht zuviel von dieser einzigartigen Pflanze erwartet. Besonders die zahlreichen Kolibris, die gierig von den Blütenkelchen naschten, faszinierten uns. Da es in dieser Höhe keine Insekten mehr gibt, dienen die flinken Kolibris der Bestäubung. Wir knipsten mit ausgefahrenem Teleobjektiv, bis der Akku seinen Geist aufgab.
Noch am selben Tag machten wir uns auf den Weiterweg nach Huaraz und nach einer etwas nervenauftreibenden Suche fanden wir einen sicheren Stellplatz beim Hotel Santa Cruz.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Gold & Umweltverschmutzung – Back to reality

Nach einem kurzen Abstecher zum städtischen Markt in Puerto Maldonado traten wir am nächsten Tag die Weiterreise auf der Interoceanica an. Doch das landschaftliche Bild hatte sich gewandelt. Wo wir am Vortag vorbei an ursprünglichen Urwäldern gekurvt waren, zeigte sich uns an diesem Tag ein trauriges Bild. Viele Goldgräber hatten sich nahe der Straße angesiedelt und beuteten den Urwald gnadenlos aus. Die Siedlungen aus mit bunten Planen verhängten Hütten bildeten ein abscheuliches Bild.
Jährlich werden im Bezirk Madre de Dios 16.000 – 18.000 kg Gold geschürft. Für jedes Kilo Gold werden etwa 2,8 kg Quecksilber benötigt, die nicht nur zu einer lokalen Verschmutzung führen, sondern über die Flüsse weiter in den Amazonas gelangen. Dabei wird sowohl das Trinkwasser wie auch die Flüsse, die mit ihren Fischen als wichtige Nahrungsquelle der indigenen Bevölkerung dienen, verseucht. Die über 30.000 Goldschürfer von denen 99% illegal arbeiten, haben bereits geschätzte 32.000 ha Urwald zerstört. Auch die für den Tourismus wichtigen Regionen wie die Nationalparks werden von den Goldgräbern nicht verschont. Die Ausbeutung der Natur nahm in den letzten Jahren durch den steigenden Goldpreis rapide zu. Aufgrund der Kontaminierung des gesamten Grundwassers wurde uns auch in Puerto Maldonado vom Genuss des Leitungswassers dringend abgeraten.
Geschockt und traurig über die Menschheit und das allgegenwärtige Verlangen nach Geld (bzw. Gold) fuhren wir den Anden entgegen.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Am nächsten Tag führte uns die Straße kurz nach Ocongate direkt an einem bunten Andenmarkt vorbei. Wir hielten und erlebten ein für uns einzigartiges Spektakel. Bei dem zweitägigen Festival wurden Lamas, Alpakas, Kartoffeln, Schafe, Handarbeitsprodukte etc. einiger, naher Dörfer bewertet und prämiert. Die Sieger erhielten Sachpreise in Form von Reis, Gaskochern und anderen nützlichen Utensilien. Gespannt verfolgten wir die Show und waren verzückt von den bunt gekleideten Andenbewohnern vor der Kulisse des schneebedeckten Aussangate. Die wolligen Alpakas erinnerten uns an flauschige Kuscheltiere.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Nach weiteren knappen zwei Stunden Fahrzeit waren wir in Cusco auf dem Campingplatz Quinta Lala eingetroffen. Die nächsten Tage verbrachten wir mit einer gründlichen Innenreinigung von Carlos und freuten uns wieder andere Autoreisende zu treffen. Gemeinsam genossen wir mehrere Abende am Lagerfeuer. Manfred führte uns in die Kunst des Erdbratens ein, den wir gemeinsam mit einem französisch- kolumbianischen Pärchen verspeisten. Da uns jedoch der Tourismus in Cusco beinahe übermannte und uns nach der langen einsamen Zeit überhaupt nicht zusagte, traten wir bald wieder die Weiterreise über Ayacucho nach Nasca an. Auf dem Weg wurden wir wieder einmal mitten in der Nacht von Polizisten geweckt und kontrolliert.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

In Nasca machten wir nur einen kurzen Zwischenstopp und betrachteten von einem Aussichtspunkt die berühmten Nascalinien. Nach einer ruhigen Nacht in der Oase Huacachina brachen wir zeitig auf um uns noch am frühen Vormittag in Pisco mit frischen, leckeren Fischen einzudecken. Neben Garnelen für Martin kauften wir 1 kg Schwertfischfilet. Den restlichen Tag verbrachten wir mit der Fahrt über die Panamericana Richtung Lima. Die Wüstenlandschaft an der peruanischen Küste wurde durch künstliche Bewässerung fruchtbar gemacht, wobei vor allem riesige Orangen- und auch Gemüseplantagen sich neben der Panamericana erstreckten. Doch so zahlreich wie die glänzenden Orangen, gab es auch etwa ebenso viele Hüttchen aus Strohmatten und Menschen, die mit “Pestizid-rucksäcken” bewaffnet, jedes Pflänzchen einzeln düngten.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Aufgrund der ungewissen Sicherheitslage an der Hauptverbindungslinie beschlossen wir in Lima zu nächtigen. Da wir uns jedoch bei der Anfahrt zum Nobelbezirk Miraflores hoffnungslos verfuhren, erbarmte sich die Polizei uns mit dem Einsatzfahrzeug den Weg zu weisen. Wir wurden streng angewiesen die Fenster zu schließen und die Türen zu versperren, da wir anscheinend nicht einmal hinter der Polizei sicher waren. Nach einigen anstrengenden Fahrstunden erreichten wir endlich das Hitchhikers Hostel bei dem wir auf einem sicheren Parkplatz campieren konnten.
Am nächsten Tag erkundeten wir Miraflores und konnten unseren Augen kaum trauen, als wir einen riesigen Nobelsupermarkt der alles bot was man sich wünschen könnte, genauer unter die Lupe nahmen. Doch dieses “Schlaraffenland” des Konsums hatte auch seinen Preis. Und obwohl uns die leckere Tafel Lindt-Schokolade schon sehr reizte, war sie uns um umgerechnete 6 € einfach zu teuer. Wir entschieden uns eine Flasche Wein (die billigste kostete 5 €!) und eine Flasche Pisco zu erstehen – dazu erhielten wir aber Beratung auf höchstem Niveau.
Das gesellschaftliche Ungleichgewicht in diesem Land könnte nicht größer sein.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Peru

Angekommen bei der peruanischen Grenze freuten wir uns so richtig wieder die spanische Sprache zu vernehmen. Da außer uns nur brasilianische Reisende die Grenze überschritten (und der spanischen Sprache nicht mächtig waren) konnten wir erstmals so richtig mit unseren Spanischkenntnissen auftrumpfen. Unproblematisch und mit ein bisschen Smalltalk hatten wir bald die Grenzformalitäten erledigt. Vor uns lag der im Jahre 2012 fertiggestellte peruanische Teil der Interoceanica. Über eine perfekt ausgebaute Straße, die es wohl mit den neuesten europäischen Straßen aufnehmen könnte, ging es bis Puerto Maldonado durch eine schöne, und relativ heil wirkende Urwaldlandschaft. Im Finsteren erreichten wir die Hauptstadt des Distriktes Madre de Dios und da wir nicht wussten, wo wir die Nacht verbringen sollten, parkten wir Carlos kurzerhand neben einer Polizeistation. Um uns nach dem langen Fahrtag noch ein bisschen die Füße zu vertreten, unternahmen wir einen Erkundungsgang in die Urwaldstadt. Musik tönte von weitem aus Lautsprechern und es schien als hätte sich die gesamte Stadt auf der Plaza und der angrenzenden Fußgängerzone versammelt. Die Einwohner feierten das über 100-jährige Bestehen ihres Departamentos. Dazu waren auch zahlreiche Bürgermeister von anderen wichtigen peruanischen Städten gekommen und nach einem klassischen Konzert tönte auch bald südamerikanische Musik und Mentalität von der Bühne. Wir genossen noch ein paar Pisco-Sour zum Peru-Einstieg, als uns plötzlich lautes Krachen aus unserer beginnenden Müdigkeit riss. Ein riesengroßes Feuerwerk erleuchtete den Urwaldhimmel. Auch die nicht so genauen Sicherheitsstandards in Südamerika konnte man dabei deutlich beobachten, da nicht wenige brennende Feuerwerkskörper direkt neben den begeisterten Schaulustigen auf den Boden fielen. Nach diesem Spektakel machten wir uns müde auf den Rückweg in unseren Carlos.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode