Chile – Besuch von zuhause

Nachdem Martins Schwester für etwa 2 Wochen auf Besuch ist übernimmt sie die Aufgabe der Reise-Berichterstattung. Es folgt ein literarischer Eindruck der Südamerikatouristin erster Stunde:

Bariloche… die Schokoladen und Touristenhochburg:

Nach 24h Busfahrt von Buenos Aires nach San Carlos des Barriloche und etlichen qualitativ minderwertigen Filmen hatte ich es geschafft hatte, Martin und Anna in einem pittoresk-süddeutsch/österreichisch angehauchten Lokal am 31.3 um 15h zu treffen. Dies wurde sogleich mit einem kühlen Bierchen und Eis und Schokolade gefeiert.
Nach einem ausgiebigen Schokoladenkauf und -schmaus im für diesen Ort sehr bezeichnenden Schokoladengeschäft “Turista” widmeten wir uns den Annehmlichkeiten, die der hübsche Campingplatz mit Seeblick zu bieten hatte: Duschen, Wäsche waschen und Süsskartoffel und Steak grillen. Der Sonnenuntergang war als beinahe kitschig einzustufen. Weiter gings am nächsten Tag Richtung Villa Angostura, wo wir unterwegs zufällig Tobi und Kerstin (toke2sa.wordpress.com) über den Weg fuhren, die uns mit den neuesten Reise-news aus Chile versorgten. Anna führte mich bei einer kurzen Wanderung in die Flora und Fauna des kalten Regenwaldes ein, während Martin ziemlich erfolglos versuchte, unser Abendessen um einen Fisch zu bereichern. Nach dem Versuch, dem alternden,überkorrekten Herr von der Zollkontrolle weis zu machen, dass wir weder des Spanischen noch des Englischen mächtig seien, und überhaupt nicht sehr mit den Zollvorschriften vertraut (keine Milchprodukte, Obst, Gemüse, Trockenfrüchte etc.), mussten wir nach vielem Ärgern einsehen, dass das Gemüse nicht mehr zu retten war, dass er aus den Untiefen des Carlos hervorgezogen hatte. “This is problem!” im wahrsten Sinne des Wortes. In einem kurzen Moment der Unkonzentriertheit seinerseits, konnten wir zumindestens den Käse und ein Päckchen Rosinen hinter den Autositz außer Sichtweite werfen. Den als Marmelade getarnter Honig und den Kürbis im Kochtopf hatte selbst sein geschultes Auge übersehen.
In den Thermen der Aguas Calientes wurden wir bei 42°C warmem Wasser für unsre Geduld mit dem korrekten Zollpersonal belohnt und genossen den Luxus, baden zu können(= Duschersatz deluxe). Während Martin Carlos mit einem neuen Wechselrichter ausstattete, erklommen Anna und ich eine Anhöhe des Peyuhue Nationalparks.

Osorno

Unser Weg führte – mit kleinen Umwegen mangels detaillierter Karten – weiter durch eine mit vereinzelten Kuhherden, hübschen Seen und fast symmetrischen Vulkankegeln gespickte Landschaft zum Vulkan Osorno (2652m). Nach einigen Stops zum Brombeersammeln machten wir eine kurze Wanderung um den vergletscherten Vulkan von nächster Nähe bewundern zu können. In Puerto Varas gönnten wir uns eine Auswahl an Schokolade- und anderen Kuchen – Martin ein Steak-Sandwich der mayonnaisetriefenden Sorte.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Chiloe

Mit der Fähre ging es auf die Insel Chiloè. Unseren Schlafplatz fanden wir auf der Insel Chiloè in der Nähe von Ancud am pazifischen Ozean. Am darauffolgenden Morgen besichtigten wir das Städtchen und hatten das große Glück, einem Fischerboot beim Ausladen der ca. 1m langen Fische zusehen zu können. Die Fischer luden uns ein, auf das Boot zu kommen, erklärten uns das Leben auf See und zeigten uns ihre Schlafkabine. Seitdem wissen wir, das Carlos gegen die 3x3m-Kajüte für 8 seit längerem nicht mehr gewaschene Fischer, allergrößten Komfort bietet. Martin war daraufhin mutig genug, Austern und Krabbentiere zu probieren – und lebt noch immer. Vorbei an bunt bemalten Schindelhäusern gings zu den für die Region einzigartigen Holzschindelkirchen. Außerdem zu Marions Cafe Aleman, wo wir deutschsprachig erzeugte Kuchen bewundern durften und einen ausgezeichneten Cafe tranken.
Auf Grund des anhaltenden Regens, beschlossen wir, einen Fahrtag einzulegen und wieder Richtung Norden zu ziehen.
Auf der Suche nach einem Schlafplatz zwischen Puerto Octay und Osorno in von äußerster Landwirtschaft geprägter Umgebung ordnete uns ein Bauer paraguyanischer Staatszugehörigkeit zu (vermutlich hatte er Schwierigkeiten Österreich irgendeinem Kontinent zuzuordnen) und war sehr verwundert, uns inmitten der Kuhlandwirtschaft zu finden.
Aufgrund von regnerischen,herbstlichen Gefühlen begab sich das weibliche Bordpersonal an die Handarbeit und es wurde winterlicher Glühwein mit exzellentem Packerlrotwein unserer argentinischen Lieblingsweinsorte Malbec serviert. Der Regen hörte nicht auf und so konnten auch wir nicht aufhören uns die besten Tropfen schmecken zu lassen…das Kopfweh am nächsten Morgen war zwar beachtenswert, aber der Besuch des Karfreitagsmarktes in Osorno mit unzähligen Bergen von billigem Qualitätsgemüse und -obst entschädigte uns alle.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Pucon

In Pucon angekommen, trafen wir auch gleich wieder auf Tobias und Kerstin, die es sich am Hafen bequem gemacht hatten, und wir bezogen am Parkplatz neben ihnen Stellung. Angesichts der eher betrüblichen Wetterlage am nächsten Morgen entschlossen wir uns, die nahe gelegene Therme Menetue aufzusuchen, und uns wieder mal so richtig im Warmwasser zu suhlen. Obwohl es ziemlich beständig nieselte, machte ich mich auf eine kurze Waldwanderung durch Bambusdickicht und regenrauschendes Urwaldgewächs auf, und konnte ein Exemplar der chilenischen Nationalblume mit “nach Hause” bringen – das “Zuhause” war schon von vielfältigen kulinarischen Düften erfüllt: die obligatorische Osterpinze wurde von Anna in einer kreativen Konstruktion aus einem kleinen Topf, der auf Steinen stehend im Wasserbad eines größeren Topfes erhitzt wurde, hergestellt. Dem Internet sei Dank: Färbehinweise für Ostereier mit Naturfarben gibts dort en masse, und somit erstrahlten die Ostereier in schönstem Matetee-lindgrün und Calafatebeeren-blau. Kulinarischer Höhepunkt des Tages: das Schokofondue mit Erdbeeren, Trauben, und Äpfeln, unbeschreiblich…wobei das Osterfrühstück am nächsten Morgen dem auch in nichts nachstand!
Den Ostersonntag verbrachten wir in Curratuhue, einem der Hochburgen der Mapuche-Indianer. Durch lokale Spezialitäten wie das Bauernkrapfen-ähnliche Backwerk aus Kastanienmehl bis hin zu den äußerst schönen gewebten traditionellen Teppichen, bekamen wir einen guten Einblick in die Kultur der dort lebenden Minderheit. Für mich als Musikfreundin besonders interessant waren natürlich die lokalen Musikinstrumente: Trompetenähnliche Röhren, die zur Kommunikation benutzt werden und wurden und selbstgemachte Trommeln aus Kuhfell…alles sich in meinem sich mehrenden Handgepäck befindlich.

Shashin Error:

No photos found for specified shortcode

Auf unseren angestammten Platz am Hafen heimgekehrt, wurden wir von einer Deutsch-Ungarin (Livia) und ihrem chilenischen Ehemann (Alejandro) angesprochen, die uns kurzer Hand für den nächsten Abend zum Grillen einluden. Wir waren nicht nur von der ausgesprochenen Gastfreundlichkeit der Beiden überrascht, sondern auch von den daraufhin verspeisten Fleischbergen: Martin und Tobi kamen karnivorisch voll auf ihre Kosten und wir verbrachten einen wirklich netten Abend mit den Beiden und ihrem kleinen Sohn. Schön, so unkonventionell neue Leute kennenlernen zu können!
Der Höhepunkt war definitiv die Besteigung des aktiven Vulkans Villaricca am nächsten Morgen. Nach etlichen Bedenken, ob es denn möglich sei, ihn ohne Bergführer zu besteigen und einigem Organisieren (Helme für Martin und mich und Steigeisen), gings frühmorgens los in Richtung rotglühendem Gipfel. Wir waren alle ziemlich erstaunt, wie effektiv die (durch eher billig aussehende) österreichische Alpenvereinskarte als Beweis unserer alpinen Fähigkeiten durchging. Nachdem uns der Sessellift für die ersten 400 Höhenmeter eindeutig zu teuer war, bewältigten wir den ersten Abschnitt zu Fuß – während über unsere Köpfe die Touristenströme segelten. (Das Gesparte wurde später in exzellenten Schokokuchen investiert!). Nach einer kurzen Steigeisen- und Eispickeleinführung für mich ungeübte Gletschergeherin gings recht zügig Richtung Vulkankrater: Das frühe Aufstehen wurde eindeutig durch das Wolkenmeer unter uns und den Ausblick belohnt und als erste am Gipfel angekommen, atmeten wir auch gleich mal eine deftige Prise Schwefelvulkanduft ein. Sicher nicht das Gesundeste, aber dafür konnten wir der Magma beim Spucken und Brodeln zusehen und -hören. Bergab gings recht rasant über den Schnee – manchmal ungewollt etwas zu rasant und so gab es einige Male die Möglichkeit, so richtig vertraut im Umgang mit dem Eispickel zu werden. Martin setzte einen fulminanten Abgang, ich folgte ihm eher ungalant-bäuchlings nach, und der Bergführer plus Gruppe hatte auch noch ein bisschen was zu lachen ;) Wirklich ein wunderbarer Tag!

Comments are closed.